Full text: Die Erde und ihre Bewohner

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Provinz Sachsen. Die westlichen Provinzen hingegen erhalten durch verschiedene Höhen¬ 
züge mehr Abwechselung. Westphalen wird von dem Sauerländischen Gebirge, vom Ardey 
und dem Teutoburgerwalde durchzogen; Rheinpreußen hingegen von dem Siebengebirge, 
dem Westerwalde, dem Hundsrück, Idar- und Hohewald und der Eifel. Die Doden- 
Beschaffenheit ist bei so verschieden gelegenen Landstrichen natürlich auch sehr verschieden; 
jedoch wird durch fleißige Kultur und durch fortschreitende landwirthschaftlrche Thätigkeit 
selbst vom mittelmäßigen Boden ein guter Ertrag .erzielt. Bei den einzelnen Provinzen 
kommen wir noch näher darauf zurück. 
Handel und Gewerbe blühen im ganzen Königreiche, und wird Preußen nicht 
mit Unrecht ein Staat der Intelligenz genannt. Das Schulwesen und die höheren Bil¬ 
dungsanstalten erfreuen sich der größten Theilnahme von Seiten der Regierung und steht 
auch in dieser Beziehung Preußen als Muster da. Preußen zählt 23,646 Elementar¬ 
schulen, 336 Mittelschulen, 100 höhere Bürgerschulen, 32 Progymnasien, 118 Gymnasien, 
41 Schullehrerseminare und 6 vollständig eingerichtete Universitäten. Außer diesen Anstal¬ 
ten gibt cs noch viele andere Lehr- und Erziehungs-Institute u. s. w. Die Staats- 
Einnahme beträgt 65 Mill. Thaler und die Ausgabe beinahe eben so viel. 
8. 85. 
Entstehung des preußischen Staates. 
AlS Stamm- und Mutterland ist ein kleiner Landstrich an der Spree, Havel und 
Elbe anzusehen. Zur Zeit der Völkerwanderung, etwa 400 Jahre nach Ch. G. und 
noch später wurden diese Gegenden von slavischen Völkern in Besitz genommen. Die 
Hauptniederlaffung war bei Brannibor, dem heutigen Brandenburg. Diese Völker 
trieben zwar fleißig Ackerbau, waren auch in Handwerken nicht ungeübt; doch aber lebte 
auch die Lust zum Kriege in ihnen und sie unternahmen gegen ihre Nachbaren manche 
Streifzüge, ja, sie verbanden sich sogar mit einander, um gegen den mächtigen Kaiser 
Karl den Großen zu Felde zu ziehen. Dieser suchte die slavischen Völker zur An¬ 
nahme des Christenthums zu zwingen, was ihm aber nur theilweise gelang. Um die Un¬ 
terjochten zu bewachen und ihr Eindringen in den Westen Deutschlands zu verhüten, wurde 
die Markgrafschaft Nordsachsen oder die Wendische Mark, später die Markgrafschaft Salz¬ 
wedel angelegt. Untern den Kaisern Heinrich I. und Otto I. wurde Brannibor 
erobert und die Bisthümer Brandenburg und Havelberg angelegt. Im Jahr 1133 schenkte 
der Kaiser Lothar das eroberte Land einem Grafen von Ballenstädt, Albrecht dem 
Bären, der das Land eroberte bis .an die Oder, und nannte es Markgrafschaft 
Brandenburg. Dieser Markgraf Albrecht, seines Muthes wegen der Bär genannt, 
suchte seinem Lande durch wohlthätige Einrichtungen aufzuhelfen und das Christenthum 
einzuführen. Die Nachfolger A lbrecht's vergrößerten die Markgrafschaft ansehnlich; denn 
nach und nach kam dazu: die Neumark, Theile von Pommern, die Lausitz und die einzelnen 
Theile von Sachsen. Als aber im 14. Jahrhundert diese Fürstenlinie ausstarb, nahm 
der damalige deutsche Kaiser, der ein Herzog von Baiern war, die Markgrafschaft an sich 
und schenkte sie seinem Sohne Ludwig. Durch Krieg und Fehde gingen viele Theile 
des Landes verloren. Im Jahr 1356 erhob Kaiser Karl IV. die Mark zu einem Kur¬ 
fürstenthum. Fünfzig Jahre hatten die Fürsten aus der baierschen Linie regiert, und das 
Land war versunken in Armuth und Elend, als Kaiser Karl seinen Sohn Wenzel zum 
Kurfürsten ernannte und somit das Kurfürstenthum an die Luxemburger Linie verfiel. Der 
spätere Kaiser Sigismund war dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich VI.,
	        
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