Full text: Die Erde und ihre Bewohner

Volk; kam aber 63 unter die Alles verschlingende Herrschaft der Römer. Diese theilten 
das Land unter Statthalter, und so begann die Herrschaft der Herodianer. Die Zeit 
war erfüllt: es erschien der verheißene Weltheiland. Durch sein Wirken und Wollen, 
durch sein Leiden und Streben hat das Land einen neuen Namen — das heilige Land — 
bekommen, und gewinnt als solches für jeden Christen an Wichtigkeit. 
Bis in's siebente Jahrhundert blieb Palästina ein Bestandtheil des oströmischen 
Reiches; bei der Vertheilung des römischen Reiches, 395 n. Chr., fiel nämlich Palästina an 
das morgenländische Kaiserthum. Im Jahre 6l5 eroberte Kosroes, der Perserkönig, 
Palästina, und Jerusalem wurde mit Sturm genommen. Die Juden verbanden sich mit 
den Persern und unzählige Christen wurden umgebracht. Als aber der griechische Kaiser 
Hcraklius im Jahre 628 die Perser wieder vertrieb, mußten die Juden dafür büßen. 
Muhamed, der Prophet, war um diese Zeit aufgetreten, und er verstand es, seiner Lehre 
mit dem Schwerte Eingang zu verschaffen. 636 eroberten die Araber unter dem Chalifen 
Omar ganz Syrien und Jerusalem, und Palästina blieb bis 968 in ihrem Besitz, wo es 
ihnen von den fatinischen Chalifen aus Egypten entrissen ward. Diese besaßen cs bis 
1078, wo die Seldschucken es eroberten, denen es aber die Fatimiten kurz vor Ankunft 
der Kreuzfahrer wieder entrissen. Das rohe Betragen der Türken gegen die Pilgrime, die 
Jerusalem besuchten, war die nächste Veranlassung der Kreuzzüge. 1099 den 15. Juli 
eroberte Gottfried von Bouillon Jerusalem und ward von den Kreuzfahrern zum 
Könige erwählt; allein weder dieser, noch die übrigen Kreuzfahrer vermochten die christliche 
Macht fest zu gründen. 1187 wurde die Macht der Christen namentlich durch Sultan 
Saladin von Egypten gebrochen. Auch die spätern Kreuzzüge fielen unglücklich aus. 
Zwar blieben den Christen noch einige feste Plätze; als aber die Mameluken in Egypten 
sich erhoben, gingen auch diese (von 1262 bis 1291) Besitzungen an sie über. 1517 
wurde ganz Syrien von den Türken erobert. In ihren Händen ist es verblieben. 1799 
marschirte Napoleon aus Egypten durch die Wüste auf Jaffa, welches er eroberte, weiter 
auf Acre, das er aber 60 Tage vergeblich belagerte, Nachdem er Nazareth erreicht hatte, 
kehrte er nach Egypten zurück. — Durch den 1833 beendigten Krieg kam Palästina 
unter die Herrschaft des mächtigen Paschas von Egypten. 
Reihen wir daran nun noch einige Bemerkungen über einige geschichtlich wich¬ 
tige Orte. 
In Peräa lag daS Städtchen Pella; dahin flüchteten sich die Christen, als 
Jerusalem belagert wurde. 
Galiläa, die Provinz, wo der Heiland am meisten lebte, lehrte und wohl that, 
ist gegenwärtig fast von keiner Bedeutung mehr. Das fröhliche Leben und Treiben am 
See Genezareth ist verschwunden. Armselige Bauern suchen dem Boden einen geringen 
Ertrag abzugewinnen, und schreiten bewaffnet hinter ihrem schwerfälligen Pfluge her, 
Beraubung durch die Araber befürchtend. Von Capernaum und Bethsaida erblickt 
man nur Ruinen. Bei Endor zeigt man eine Höhle, in welcher die Zauberin (Hexe 
von Endor) gewohnt haben soll. Kana, jetzt ein Dörfchen mit 300 Einw., zeigt noch 
das Haus, wo Christus auf der Hochzeit Wasser in-Wein verwandelte. Auch soll noch 
einer jener Krüge da sein; man zeigt als solchen einen kalksteinernen Wafferkrug. Rain, 
wo der Herr den Jüngling erweckte, ist ebenfalls ein Dörfchen. Nazareth, auch jetzt 
höchst verfallen, hat eine Klosterkirche, in welcher sich ein Kellergewölbe befindet. Man 
behauptet, daß hier der Engel Gabriel der Maria erschienen sei. Tiberias hat heiße 
Quellen, die zu Bädern dienen. Hier wohnen viele Juden. In ihren Synagogen geht 
cs sehr stürmisch her, Liefet der Rabbi: „Preiset den Herrn mit dem Schall der Trom-
	        
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