Full text: Die Erde und ihre Bewohner

aber wird fleißig angebaut. Die Landwirthschaft befindet sich überhaupt in einem blühenden 
Zustande und die Viehzucht kann allen andern Staaten zum Muster dienen. Die Regie¬ 
rung sieht aber auch in dem Ackerbau und in der mit ihr verbundenen Viehzucht den 
Grund des Nationalwohlstandes, und leistet denselben allen möglichen Schutz und hebende 
Aufmunterung. Bedeutend ist die Rindviehzucht; die englischen Schafrassen sind die 
edelsten der Welt und die Pferde nehmen nach den arabischen den ersten Rang ein. Die 
englischen Hunde — Doggen — waren schon zur Römerzeit berühmt. Die Zucht 
muthiger Streithähne ist — da die Hahnen kämpfe seltener werden — in Verfall 
gerathen. Füchse, Hasen und Federwild — besonders Haselhühner — werden gejagt. 
Hochwild ist wenig vorhanden, weil es an Waldungen fehlt. Irland mit seinen niedrigen 
Sumpfgegenden ist besonders geeignet, ungeheure Heerden von Gänsen zu halten. Der 
Fisch- und Austernfang ist äußerst einträglich, zumal die englischen Austern für die 
besten gelten. An Mineralien hat das britische Reich ebenfalls großen Reichthum. In 
Cornwallis befinden sich wichtige Zinn- und Kupfergruben, auch wird einiges Blei ge¬ 
wonnen. Wales liefert jährlich über 14 Mill. Centner Eisen. Auch Reisblei (Graphit) 
von vorzüglicher Güte wird gewonnen. Die engl. Bleistifte sind die besten. Den größten 
Gewinn aber liefern die Steinkohlenbergwerke. Die Gruben bei Newkastle allein liefern 
jährlich 2 Millionen Tonnen (& 2000 Pfund) Steinkohlen. Der Reichthum an diesem 
Mineral scheint unerschöpflich zu sein. — 
$. 65. 
Handel und Gewerbe. 
Der Handel und die ausgezeichnete Industrie des britischen Reiches machen diesen 
Staat zum ersten Staat der Welt. Kein anderes Land kann in dieser Beziehung mit 
ihm in die Schranken treten. Ueber 25,000 Schiffe sind beschäftigt Rohmaterial heran 
zu holen und die Fabrikate wieder nach allen Weltgegenden hin abzusetzen; dazu aber 
gesellt sich noch der Handel mit Colonialwaaren, Farben und fremden Hölzern. Ver¬ 
suchen wir es, die wichtigsten Gegenstände der engl. Fabrikation aufzuführen. Der älteste 
Industriezweig ist die Verarbeitung der Wolle zu Tüchern u. s. w. Der Rohstoff wird 
aus Deutschland, Neu-Südwalles und dem Kaplande geholt und mit dem eigenen Reich¬ 
thum verarbeitet. Die brit. Woüfabriken beschäftigen über % Mill. Menschen. Zjork- 
shire ist ihr Hauptsitz. Wichtiger jedoch sind die Baumwollenfabriken. Jährlich werden 
an 300 Mill. Pfund Baumwolle, welche aus Amerika bezogen wird, von 1% Mill. 
Menschen verarbeitet. Manchester ist der Hauptort dieser Fabriken. Berühmt sind die 
engl. Stahlwaaren. Das Rohmaterial — Eisen und Stahl — wird aus Schweden 
bezogen. 350,000 Arbeiter sind beschäftigt diese Metalle zu verarbeiten. Der jährliche 
Werth dieser Waare soll 17 Mill. Pfund Sterl. betragen. Die vorzüglichsten Fabriken 
dieser Art befinden sich in Birmingham. Lederfabriken, Glasschleifereien und viele andere 
Industriezweige beschäftigen unzählige Hände. Die Leinwandfabrikation blüht besonders 
in Schottland und Irland. Schottland führt jährlich für 1 Mill. 300,000 Pfd. St., 
und Irland' für 2% Mill. Pfd. Sterling Leinwand aus. 
S- 66. 
Die Bewohner. Kirchen und Schulen. 
Die Bewohner des britischen Reiches sind ein dem Deutschen verwandtes Bruder¬ 
volk, denn sie gehören germanischen und keltischen Stämmen an. Obgleich das
	        
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