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Gent (Gand), 100, sehr alte Stadt; hier Kaiser Karl V. geboren; die Kathedrale zu
St. Bavon ist das glänzendste Gebäude seiner Art in der Christenheit; Universität, leb¬
hafter Handel. Dendermonde, 8, liefert den feinsten Flachs. Gramond, 8,
Tabaksbau. Oudenaarden, 8, lebhafter Handel mit Leinwand. Lokeren, 18,
Leinwand-, Baumwollen-, Spitzen- und Tuchfabriken; berühmtes Bier. St. Nikolas,
18, berühmter Flachsmarkt. Beveren, 16, daS größte belgische Dorf.
9. Die Provinz West-Flandern. Der nördliche Theil, wo sich Dünen¬
reihen befinden, ist sandig, die andere Hälfte hingegen ist schwerer Kleiboden. Auch hier
florirt der Ackerbau. Brügge, 50, feste Hauptstadt der Provinz, blühender Handel und
Fabriken, durch einen Kanal mit der Nordsee verbunden, Seehandel; war eine der
blühendsten Städte deS Mittelalters. Hier wurde der Orden des goldenen Vließes ge¬
stiftet. Ostende, 15, stark befestigt, Seehafen, Badeanstalten, lebhafter Handel und
Schifffahrt. Rieuwport, 4, Festung und Hafenstadt, bedeutende Fischerei. Aperen,
18, lebhafte Fabriken, hatte im Mittelalter 200,000 Einwohner und 4000 Webestühle.
Warnton, 6, Branntweinbrennerei. Cour trat (Kortryk) 23, liefert die beste Lein¬
wand. Roulers, 10, bedeutender Flachsbau und Leinwandfabriken. Thielt, 12,
gewerbreiche Stadt..
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DaS Königreich der Niederlande (Holland).
DaS Königreich der Niederlande ist, mit dem Antheile an Luxemburg, 640'/, □ Meilen
groß und hat 3'/, Mill. Einwohner. Da demnach 5200 Einw. auf die □ Meile
kommen, so gehört dieses Königreich zu den volksdichteren Staaten Europas. Die Nord¬
see umfluthet in N. und W. diese- Land; die Südgrenze bildet Belgien und in Osten
grenzen die Niederlande an die Preuß. Rheinprovinz, an Westphalen und an Hannover.
Der Luxemburger Antheil grenzt in S. an Frankreich. Schon der Name dieses LandcS
gibt seine natürliche Beschaffenheit zu erkennen, es ist das eigentliche Tiefland Europas,
welches nur an den Küsten von unbedeutenden Hügelreihen der Dünen unterbrochen wird.
An den tiefsten Stellen liegt das Land 20 — 30 Fuß unter dem Spiegel des Meeres,
und wird — wo nicht durch die Dünen — durch großartige, kostspielige Deiche gegen
Ueberschwemmungen geschützt. Daraus folgt, daß wenigstens ein großer Theil des Landes
durch den Fleiß und die Ausdauer der Bewohner geschaffen worden. Die zahlreichen
Polder sind die sprechendsten Beweise dafür.
Drei Hauptströme durchfließen das Land; eS sind: der Rhein, die Maas und die
Schelde. Der Rhein, kaum in die Niederlande eingetreten, zertheilt sich in verschiedene
Arme; Waal, Mel, Leck, Vechte und alter (ouden) Rhein heißen die Hauptzweige. Die
Waal verbindet sich mit der Maas; diese Verbindung zerspaltet sich vielfach und bildet
viele Strominseln. Auch die Schelde zertheilt sich in die Oster - Schelde und Wester-
Schelde. Unbedeutend sind die kleinen Nebenflüsse, erhalten aber ihre Bedeutung durch
die großartige Kanalverbindung, welche das ganze Land netzartig durchzieht und den Ver¬
kehr erleichtert. Der Zuydersee ist ein großer Meerbusen der Nordsee; ein anderer
Busen ist der See Bie.sbosch, in welchen sich die Merve ergießt. Der größte Landsee
war das Haarlemer Meer, mit dessen Trockenlegung man in neuester Zeit sich beschäftigt.
Der Dollard, in welchen die EmS mündet, ist der nördlichste Meerbusen. Das Klima
ist gemäßigt, des vielen Waffers und der Niederungen wegen feucht und nebelig; in den
höher liegenden Provinzen jedoch gesunder. Das holländische Rmdvieh ist vorzügltch und
die Viehzucht ausgedehnt. Holland liefert jährlich 18 — 20 Mill. Pfund Käse. Fries-