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goereiht nebeneinander stebhen, so dab man fast auf den Gedanken kommen
Fönnte, es handle sich auch hier um einen Wabenbau bit 2e
Kurt: Meinst du nieht, dab ein soleher Kokon bei den Inmeln nõtig
ist, weill sie sieh sonst in dem allgemeinen Gewimmel gegengeitie
unrubigen wurden?
Vater: Wohbl möglich. Das Drolligste aber ist jedenfalls, dab die Nugen
Tiere nach dem Aussehlüpfen von hren ehemaligen Puppenwiegen einen
gan⸗ besonderen Gebrauch machen. Es dauert nämlieh gart nieht lange, s0
sieht man, wie alle diese Kleinen, nebeneinander stebenden Tonnen blen baen
und nach mit Honig fullen. Die Kinderwiegen werden sonit,
Zweck erfullt haben, zu Vorratstõpfen, wolehe bei kalter und regnerischer
Witterung, wenn drauben nichts 2u holen ist. dom Hunnelvoltenen gute
kommen.
Fritæz: Dieses Vorratsammeln für die Zukunft ist doch eigentlieh sehr
merkwürdig. Bei den Hummeln ist das jawohl noch einigermaben zu begreifen
wenn sie nur für ein paar Tage sammein. Da kann man sehon glauben, du
sie dureh Regentage ug geworden sind. Aber wer sagt denn den Blenen,
dab nach den sonnigen Tagen des Sommers ein langer Vnter o at
sie sieh mit emsigstem Fleibe vorbereiten mussen?
Vater: Du vergissest, dab der Bienenstock oder der Bienenstaat in
dieser Beziehung in siner viel glueklicheren Lage ist, als dis Merennl ae
Uübrigen Insekten, welehe meist schon längst gestorben und vodoen sind,
vean ihre Jungen die Eischale verlasson. Im Bienenstaate haben wir biee
das, was wir in der menschlichen Gesellschaft Uberlieferung der Erfahrungen
nennen würden. Karsl Kraepelin. (Naturstudien im Garten.)
458. Der Apfelwickler.
Wer kennt nicht den Apfelwurm, die Obstmade, dieses Tierchen, dem all—
jährlich ein so großer Teil unsres Kernobstes zum Opfer fällt? Eigentlich ist's
nun weder ein Wurm noch eine Made, sondern ein sechzehnfüßiges Räupchen,
das trotz seiner Kleinheit zu den schlimmsten Obstfeinden zählt. Seine kot—
ersüllten Gänge schlängeln sich durch das Fleisch der Üpfel und Birnen bis zum
Kernhause, und die Kerne scheinen dem Feinschmecker besonders zu munden.
Die so angefressene Frucht fällt unreif oder notreif ab, und die Raupe, die sie
oft schon vorher verläßt, macht sich an eine andre. Aber was wird nun aus
diesem Obstverderber? Ein Teil der Raupen ist schon vor der Obsternte, der
Rest zur Zeit derselben erwachsen. Jene suchen Schlupfwinkel im Garten, diese,
soweit sie mit dem Obst eingetragen werden, im Hause auf. So findet man
die Räupchen bald eingesponnen, dort unter Rindenschuppen oder in Astlöchern,
hier in Holzritzen, in Fugen und Ecken wohlversteckt. Nach kurzem Wohlleben
folgt nun langes Fasten; denn ohne Speise und Trank ruht das Räupchen im
Kokon bis zum Mai. Dann erst verwandelt es sich in eine Puppe, deren
Hinterleibsende zum Hervordrängen aus dem Schlupfwinkel einen Stachelkranz
trägt. Im Juni oder Juli schlüpft der kleine Falter aus, der mit seinem
kupferroten Augenfleck am Ende der Vorderflügel und den kupferglänzenden
Hinterflügeln gar hübsch aussieht. Aber schwerlich wird ihn jemand enldecken,
wenn er tags an der Baumrinde ruht, viel eher schon am Fenster der Obst—
kammer, vor dem er des Abends flatlert, um hinauszukommen und seine gelb—
rötlichen Eier einzeln an die unreifen Äpfel und Birnen zu legen.
Es läßt sich auf mancherlei Weise der Vermehrung dieses schädlichen Tieres
entgegentreten: man sammle das Fallobst täglich mehrmals und sorge sür schnelle
Verwertung oder Verfütterung, damit die „Würmer“ nicht entkommen. Die
Bäume halte man rein von Vorke, umwickle sie aber mit Tuchlappen, die man
nach beendigter Obsternte verbrennt; in ihnen wird man eine Menge einge—
sponnener „Maden“ finden. Beinrich Schũtte. Insektenbüchlein.)
Lesebuch für die Oberstufe.
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