2. Im Stall und auf dem Acker.
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tut gut, sich zu erkundigen, welche Zeit sich in der Gegend am besten
bewährt hat, und danach verfährt man.
3. a Kein Obstbaum kann auf die Dauer gedeihen ohne eine richtige
Baumpslege. Darin beruht die wichtigste Aufgabe des Landmanns.
Man unterscheidet die Pflege der Krone, des Stammes und der Wurzel.
Die nächste Aufgabe ist die Erziehung einer trag sä hi gen Krone.
Das geschieht durch das Beschneiden, welches in den ersten Jahren regel¬
mäßig vorgenommen wird, wenigstens bei Apfel-, Birn- und Zwetschen-
bäumen. Das Beschneiden erfordert aber Verständnis und Übung;
es darf nicht handwerksmäßig und nach Schablone ausgeführt werden.
Darum überläßt man diese Arbeit zweckmäßig geschulten Leuten. Ist
das Zweiggerüst nach einigen Jahren fertig, so folgt die Aufgabe,
Fruchtholz zu erziehen. Jetzt wird nicht mehr wie früher beschnitten,
sondern nur noch ausgeputzt, gelichtet. Licht und Luft müssen in die
Krone eindringen können, um Tragknospen und große Früchte zu er¬
zeugen. Auch das Ausputzen, welches im Sommer, wie im Herbst,
auch zeitig im Frühjahr stattfinden kann, muß vorsichtig geschehen, damit
der Baum keinen Schaden leidet. Größere Wunden bestreicht man mit
Teer oder Baumwachs. Man achte auch darauf, daß die Krone nicht
durch Misteln, Blutläuse oder andere Schmarotzer ruiniert wird. Auch
der Stamm bedarf einer regelmäßigen Pflege. Wenigstens einmal im
Jahr, gewöhnlich im Herbst, wird er gründlich gereinigt, und die ab-
gescharrte Borke verbrannt. Darauf gibt man ihm einen Anstrich mit
frisch gelöschtem Kalk. Der tötet die Insekten, vertreibt Moos und
Flechten und regt zu lebhafter Tätigkeit an. Er schützt auch gegen
Frost. Um das Emporkriechen von allerhand tierischen Feinden zu
verhindern, legt man um den Stamm in Knie- oder Brusthöhe Fang-
und Klebegürtel. Wunden aller Art sind auszuschneiden und gegen
Fäulnis durch Teeranstrich zu verwahren. Endlich darf man auch die
Wurzeln nicht vernachlässigen. Die Baumscheibe muß alljährlich ein-
bis zweimal gelockert werden.
5. Das ist aber nicht genug, der Baum will auch Nahrung haben;
er muß gedüngt werden. Das wird leider so oft vergessen. Ein
Obstbaum hat gerade so gut Nahrung nötig und lohnt auch die Dünguug
wie jede Feldfrucht. Man benutzt entweder Düngemittel aus der
Wirtschaft, wie verrotteten Kuhdung, verdünnte Jauche, verdünnten
Abortinhalt, Kompost, Holzasche usw., oder auch künstliche Düngemittel.
Der Dünger muß natürlich so untergebracht werden, daß er auch schnell
zur Ausnutzung kommt. Es würde falsch sein, dicht am Stamm zu düngen.
Dort sitzen keine Saugwurzeln. Daher bringt man am äußersten Kronen¬
umfang alle paar Fuß Löcher oder Gräben an, füllt in diese die Dünge¬
mittel hinein und schüttet die Gruben wieder zu. Wie viel man von den
Düngemitteln nehmen soll, das läßt sich allgemein schlecht sagen, weil
ja die Baumgröße, die Obstart und Sorte, die Güte des Bodens und
des Düngers usw. ein gewichtiges Wort mitsprechen. Man soll nicht
zu sehr sparen, aber auch nicht mastig düngen, beides ist ein Fehler.
Von den künstlichen Düngemitteln nimmt man Kainit und Thomas-