Full text: Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation (Teil 1)

Friedrich Rotbart. 191 
Da ward die Brust des Prinzen durch den Gedanken weit 
An seines Hauses Würde und alte Herrlichkeit. 
Doch in des Gegners Blicken von Milde nicht ein Zug! 
Sie flammten Zornwut nieder auf den, der Ketten trug. 
Ein Wink des Kronenräubers, und in den Kreis hervor 
Tritt keck ein Provenzale und liest das Urteil vor: 
„Erklärter Feind der Kirche, Verräter an dem Land, 
Ist Konradin verfallen dem Schwert in Henkers Hand!" 
Er spricht es, und zerbrochen wirft er den Richterstab 
Dem Prinzen vor die Füße von seiner Bühn' herab. 
Da herrscht ein dumpfes Schweigen, und jede Wang' erbleicht; 
Frei blickt der Prinz gen Himmel, steht rings manch' Auge feucht. 
Doch wie der schwarzen Wolke der Donnerstrahl entzückt, 
Stürzt auf den Provenzalen, der, Hasen gleich, sich duckt, 
Robert von Flandern, rufend mit flammendem Gesicht: 
„Dir ziemt, o feiler Schranze, fürwahr dergleichen nicht!" 
Und rasch zieht er den Degen, noch von der Siegsschlacht rot, 
Und stößt ihn durch den Nacken, den ihm der Feige bot; 
Froh blickt er an den Prinzen, gerächt durch diesen Mord, 
Beugt sich vor Karl und kehret voll Ruh' an seinen Ort. 
Indes vor Angst und Staunen erstarrten alle blaß, 
Die Gattin selbst, Karls Tochter, die bei dem Vater saß, 
Doch der Tyrann erstickte den Zorn in seiner Brust; 
Denn daß die Tat gerecht sei, war er sich voll bewußt. 
Einst winkt er nun den Henkern, zu greisen Konradin, 
Doch er verbeut 's, und keiner legt frech die Hand an ihn. 
Er felbst legt ab den Mantel von Purpur, goldgestickt, 
Und ruft- „O Mutter, werde vom Jammer nicht erdrückt!" 
Drauf einen Handschuh wirst er, der Unschuld heil'ges Pfand, 
Ins Volksgewühl; die Augen sich selbst er dann verband; 
Kein Blick war ohne Träne, kein Herz nicht mitleidkrank, 
Als jetzt das Haupt des letzten der Hohenstaufen sank. 
Übersicht. 
1. Friedrichs Herkunft und Persönlichkeit. 
2. Der Kampf um des Reiches Macht und Herrlichkeit. 
a) Die Erwerbung der Kaiserkrone und die Wiederherstellung des kaiser¬ 
lichen Ansehens in Norditalien. 
b) Heinrich der Löwe und die Rückgewinnung des deutschen Ostens. 
c) Der Trotz und Ungehorsam der norditalienischen Städte. 
d) Die Züchtigung Mailands. 
e) Der ehrenvolle Friede. 
f) Der Sturz Heinrichs des Löwen.
	        
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