Full text: Allgemeines und Deutsches Reich (Teil 1)

Die größten Brennereien befinden sich im Osten, und dieser liefert 
etwa 2/a der gesamten 3,4 Mill. hl betragenden Produktion. 
Die gereinigten Kartoffeln werden zerstampft und im Maischraum 
in flachen Bottichen eingemaischt, d. h. mit warmem Wasser übergössen. 
Unter dem Einfluß der feuchten Wärme entwickelt sich aus dem Stärke¬ 
mehl der Kartoffel Zucker, welcher sich in Alkohol und Kohlensäure zer¬ 
setzt. Durch Destilier-Apparate wird der erzeugte Spiritus in Sammel¬ 
gefäße geleitet, die unter dem Verschluß der Steuerbehörde stehen. Von 
hier aus kommt er dann in den Handel. Er wird entweder rein in der 
Chemie und Medizin, zum Verschnitt von Weinen, zur Herstellung von 
Likören und verdünnt als Branntwein zum Trinken verbraucht oder 
„denaturiert" zu gewerblichen Zwecken (Heizung, Beleuchtung, Kraft¬ 
erzeugung) verwandt. 
Um der Überproduktion und dem übermäßigen Branntwein¬ 
genuß, der eine-Gefahr für unser Land zu werden drohte, zu steuern, 
ist der Spritusverbrauch stark b e st e u e r t. Neben der Maisch- 
bottichsteuer (13 Mark pro 1000 1 Maischraum) und der 
Brenn st euer (2—6,50 Mark pro 100 1 reinen Alkohol) wird 
von dem Spiritus, der zu Trinkzwecken in den Verkehr kommt, eine 
Verbrauchsabgabe von 50 bezw. 70 Psg. für das Liter vom 
Reiche erhoben. 50 Psg. sind für denjenigen Teil der Erzeugung 
zu zahlen, welcher der Brennerei als „Kontingent" zugewiesen ist, 
70 Psg. für die Mehrproduktion. Für versteuerten Spiritus, der 
später denaturiert wird, wird die Steuer znrückvergütet und für 
das nach dem Auslande ausgeführte Quantum eine Ausfuhrprämie 
ans dem Erträgnis der Brennsteuer gezahlt. (Unsere Hauptabnehmer- 
für Spiritus sind England und Westafrika, der gesamte Wert der 
Ausfuhr betrug 7,8 Mill. Mark.) Bei der Erhebung der Verbrauchs¬ 
abgabe wird der leichteren Abfertigung wegen der gesamte Spiritus 
zu 70 Pfg. versteuert, für das Kontingent aber die zuviel erhobene 
Abgabe von 20 Pfg. für das Liter (im ganzen 40 Mill. Mark) 
an die Brenner zurückvergütet. („Branntweinliebesgaben".) Sämt¬ 
liche Einnahmen von in- und ausländischem Branntwein erbrachten 
der Reichskasse 147 Mill. Mark. 
Hauptplätze für den Spiritushandel sind Berlin, (Zentrale für 
Spiritusverwertung), Posen, Breslau, Nordhausen Stettin, Danzig 
und Königsberg i. Pr., Ausfuhrhäfen neben den drei letztgenannten 
Städten Hamburg und Lübeck. 
9. Zuckerrübenbau und Aübenzuckerinöustrie. Der Anbau
	        
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