O. Ernst. 
Wilhelm Braudes wurde am 21. Juli 1854 in dem braunschweigischen 
Orte Braunlage im Oberharze geboren. Er hat klassische Philologie studiert, 
war bis zum Jahre 1893 am Martino-Katharineum in Braunschweig Gym— 
nasiallehrer und daneben Dozent der Literaturgeschichte am Polytechnikum da— 
selbst und ist nun Gymnasialdirektor in Wolfenbüttel. 
Otto Ernst. 
*1862. 
Nis Randers. 
Auf der Sandbank das Wrack, das Schiff, das dem Untergang geweiht, 
und im Mast ein Mann noch und ... „ein Schrei durch die Brandung“ — 
die wild den Strand peitschenden Wogen. 
„Wir müssen ihn holen!“ 
„Dich will ich behalten, du bliebst mir allein, ich will's, deine Mutter!“ 
Und „seine‘ Mutter?“ 
Und schon springt er ins Boot mit noch sechsen. Wie peitscht das Meer 
,die menschenfressenden Rosse daher!“ Armes Boot, auf wildempörten Meeres⸗ 
wogen, bald unten, bald oben ... ein Höllentanzl Und drei Wetter am 
Himmel, wie brennt die Welt! Und ... sie kommen, sie sind es ... 
. Krachen und Heulen und berstende Nacht, 
Dunkel und Flammen in rasender Jagd — 
Lin Schrei durch die Brandung! 
2. Und brennt der Himmel, so sieht man's gut: 
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Slut; 
Gleich holt sich's der Abgrund. 
3. Nis Randers lugt — und ohne Hast 
Spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast; 
Wir müssen ihn holen.“ 
4. Da faßt ihn die Mutter: „Du steigst mir nicht ein! 
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein, 
Ich will's, deine Mutter! 
5. Dein Vater ging unter und Momme, mein Sobhn: 
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon, 
Mein Uwe, mein Uwe!“ 
6. Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach! 
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach: 
„Und seine Mutter P“ 
7. Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs: 
hohes, hartes Friesengewächs; 
Schon sausen die Ruder.