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Europa. Das Königreich Preußen. Provinz Preußen.
Ostpreußen oder Memel-Pregel-Provinz.
1) Rb. Königsberg, 408'/7 Q. M., 847,952 E., 2078 auf Q. M., 20
Kreise, 48 Städte, 30 y/2 Q. M. Wasser. Das eigentliche Altpreußen. Weichsel-
Pregelgebiet. Die Natangische Landhö'he bei Deren 600^ h.; die Niederungen frucht¬
bar, die Höhe sandig und steinig.
1. Königsberg am Pregel, 3te Hauptstadt deö Staats, in schöner Umgebung,
76,000 E., wovon 1600 Kath., 1600 Juden, 140 Mennon. 2 M. Umfang, 4000 Privat-
Wohnh., 982 Fabrikg., 2100 Ställe und Scheuern, 73 Militärgeb., 20 Kirchen und Bethäuser,
26 Schulgebäude, 4 Hguptstadtthcilc: Schloß, Altstadt, Kueiphof, Löbenicht, im Ganzen 13
Stadttheile, 1299 wurde die Burg, 1296 die Stadt erbaut, 1497 Residenz der Hochmeister,
1701 erster Kröuigsort der preußischen Könige; das Schloß mit 240' h. Schloßthurm, der
Schloßkirche, dem Moskovitersaal und mehrern zu verschiedenen Zeiten gebauten Theilen; im
Hofrnume steht die durch Fr. Wilhelm III. errichtete Metallstatue von Friedrich!. Im Kneip¬
st of liegt die 294' l. Domkirche mit ihrem 160' h. Thurm, ihrem 133' h. Schiff, 1332 zu
bauen begonnen; die Universität, Albertina, 1944 v. Herzog Albrecht gestiftet, reich aus¬
gestattet, mit c. 400 Studenten; das große Rath haus. Die Stadt ist im Ganzen nicht
regelmäßig gebaut, doch bietet sie durch ihre vielen schönen, innerhalb der Stadt gelegenen
Gärten und Gartcnanlageu, den schönen langen Schlohteich viele Annehmlichkeiten dar. Sitz
des Oberpräfldenten, des Generalkommandos v. I. Armeekorps, Provinzial-Konsistorium, Prov.
Schulkollegium, Regierung, Prov. Steuer-Amt, Tribunal- und Oberlandesger., Kommerz- und
Admirnlitätscolleg., Hofpostamt, General-Landschastsdirektion. Viel wiffenschaftliches Leben, außer
der Universität 3 Gymnasien, 2 höhere Bürger-, 1 höhere Mädchenschule, I Königl. mit einem
Schullehrerseminar verbundenes Waisenhaus, von Friedrich I. gegründet, Provinzial - Kunst - und
Handwerksschule, 2 Zeichncnschulen, mehrere gelehrte Gesellschaften, als die deutsche, die physi¬
kalisch-ökonomische, die physikalisch-medizinische, der Verein für Wissenschaft und Kunst; viele
wohlthätige Anstalten, Taubstummen-, die seit 1818 bestehende Bülow von Deunewitzsche Minden-
Anstalt, die Hebammen-Lehranstalt, das große Königl. Hospital im Löbenicht, Irrenhaus,
mehrere Armen- und Krankenanstalten. Der Hauptsilz der Industrie in Preußen, Schiffsanker¬
und Kettenfabrik der Vulkaneisengicßerei, Zuckersiedereien, Bernsteindrchercien, großartige Mühlen¬
werke, Schifföwerfte, Maschincnbauwerkftätte, gute Bierbrauereien. — Bedeutender Handel, 1846
liefen 811 Schiffe mit 49,792 L. ein, 813 mit 91,267 L. aus, meist preußische und norwegische
Schiffe, daun niederländische, englische, hannövcrsche, dänische; sie führten meist Getreide, Lein,
Rapssaat, Flachs, Flachsheede, Hanf, Leinwand, Wolle, Federn, Häute, Oelkucheu aus. Kö¬
nigsbergs Rhederei bestand 1847 in 16 Briggs, 3 Pinks, 7 Barks, 3 Gallias, ^ 2 Dampf¬
schiffen, 7 Schoonern mit 9808 Normallast. Bedeutend sind auch die Leinwandmärkte; 1846
vom 19. — 20. Juni auf 1449 Wagen 21,680 Stück Leinwand. In neuester Zeit wird Königs¬
berg wieder stark befestigt. Von berühmten Männern sind in Königsberg geboren die Philo¬
sophen Kant und Haman, die Theologen Lillcuthal und Borowsky, der Chemiker Hagen, der
Musiker Rcichardt, der Dichter Zacharias Werner. — In der Nähe liegt die Papiermühle und
Prcßspahnfabrik Trutenau, Neu Hausen, Schloß des Grafen Bülow v. Dennewitz, Trie¬
dri chs st ein, das des Grafen Döuhof. Rudau, D. mit einer Gedächtnißsäule zum Andenken
an den 1370 vom deutschen Orden über die heidnischen Litthaucr erkämpften Sieg. Cranz,
D. mit Seebad; Warnicken, D., schöne Aussicht aufs Meer von der 178'h. Fuchtzspitze.
Brüstcrort, D. mit einem 1846 statt 2 Leuchtbaaken vollendeten achteckigen Leuchtthurm, sein
Leuchtfeuer, ein Fresnelsches Feuer 2. Ordnung, ist 189' über dem Ostseespiegel, wird in kleinen
Segelschiffen 9, auf den Masten größerer Schiffe bis 7 M. weit gesehen, beleuchtet è des Hori¬
zonts. Pillau, Stadt, 4600 E., freundlich gebaut, am Ende der Landzunge am Pillauer
Tief, das 1800' br., 12' t. ist, Schlüffel und Hafen von Königsberg, guter Hafen, 100' h.
Lcuchtthurm mit weiter schöner Aussicht, Festung; Navigations- und höhere Bürgerschule, Haupt-
Zoll-Amt, Stdtger. ; des großen Churfürsten Flotte lief von hier aus gegen Spanien aus, dem
es 1 Schiff, 100,000 Thlr. an Werth, wegkapcrte. Viel Handel und Schifffahrt, 1 Bark,
2 Jachten, 1 Pink, 3 Sloop, 1 Gallias, zusammen zu 826 Normallast. Schlechtes Master,
selbst das Bier wird aus Königsberg durch die sogenannten Bierböte besorgt, die wöchentlich
2 mal dahin fahren; Dünen. — 2. Fischhausen, früher Schöiicwiek, Kreisstadt, 2000 E.,
früher Sitz der saarländischen Bischöfe; altes Schloß. Ld.- und Stdtger. Zwischen Fischhausen
undKönigsberg liegt dieKapornsche Haidt, worin der einzige Bestand von Elenuthieren
in Preußen; die Vierbrüdersäule feit 1295. Auf dem Galtgarben oder Rinauberge,
dem höchsten Punkte des Samlandes, 393' über der Ostsee, ist ein Kreuz zur Erinnerung deö
