1010
Europa. Das Großherzogthum Hessen-Darmstadt
große Quadern abtheilen, die in den zahlreichen Steinbrüchen eitlen geschätzten Baustoff liefern:
die Langenthal er und Längen rücken gleichlaufend, einförmiger, das Hauptlängenthal das
Mümmling - Gammeldbacher Thal, beide mit entgegengesetzter Richtung, durch einen nur unmerk¬
lichen Höhenrücken von einander geschieden; außer ihm noch mehrere andere; außer dem Neckar-
noch mehrere andere Querthäler, die aber nicht ganz durch das Gebirge setzen. Der Sandstein-
Odenwald ist einförmiger, hat im Gegensatz zu dem granitischen grade, breite, ebene Rücken,
grade, gleich breite Thalmulden, die steil anfangen, von steilen, gla sen Abhängen begleitet
werden; nur selten sind die Rücken mit Kuppen besetzt; die meisten Längenthäler sind eng, lassen
für Ackerbau keinen Raum, öffnen sich dann plötzlich; nur wenige aber desto stärkere Quellen,
bedeutende Thäler sind oft ohne irgend ein fließend Waffcr; die Sandsteinspalten nehmen das
Wasser auf, öffnen sich in stärkern Quellen, die starke Quelle in der Nähe des waldbcdecklen
Spessartkopfcs soll nach Grimm der Schauplatz eines Theils der Niebelungensage gewesen sein;
der Erdbach zwischen Michelstadt und Erbach verschwindet 200 Schritt lang unter der Erde;
zumeist sind die starken Quellen auch im Sommer wasserreich, selten frieren sie zu, wichtig sind
sie zum Betrieb der zahlreichen Mühlen, Tuchfabriken, Eisenhütten und Eisenhämmer; üppige
Wiesen, wo Wasser vorhanden ist 3/4 der Oberfläche walobedcckt, Nadel- und Laubwald, viel
Eichenhackwald, der Waldbcsitz häufig zersplittert; die Ortschaften meist lang, zuweilen meilen¬
lang gestreckt, mit meist von einander entfernt liegenden Gehöften, von denen grade Strecken bis
in den Höhenwald hinaufziehen; die Anzahl der Dörfer ist geringer, die Bevölkerung minder dicht
als im VVOdenwald; Thal- und Höhen-Wcge gut, schwieriger und nur in Krümmungen, die Verbin¬
dung zwischen beiden durch Regengüsse leicht verdorben, der Sandstein selbst ein schlechtes Baumaterial.
Die Rhein- und Ma ine bene ist der nördlichste Theil des großen, breiten Längcnthals
des Rheins, im INO mit dem des Mains verbunden, meist aus ganz ebenem Alluvialboden
bestehend, von Sand- und Lehmhügelland unterbrochen. Das Rh ein bett im weitern Sinne,
einschließlich seiner tieferliegendcn, wiesen- und sumpfbedecktcn Angrenzungen, ist bis Nackenheim
und Trebur gegen I M. br., von ihm östlich, etwa I M. entfernt, am Fuße des Gebirges bis
Zwingenderg, zieht ihm gleichlaufend die Niederung des alten Ncckarbettes, etwa >/z Meile
breit, durch nasse Wiesen und Sumpfstrecken bezeichnet; zwischen beiden ein höherer Landstrich,
der im 8 sandig und nadelwaldbcdeckt, weiterhin laubwaldbedcckt ist, zwischen Griesheim und
Trebur schweres, fruchtbares Ackerland trägt; dem Neckar selbst ist von Ladcnburg aus durch ein
künstliches Bett ein näherer Weg zum Rheine gegeben, ebenso der Weschnitz und andern Ge¬
wässern, während der Landgraben die übrigen Gewässer in nördlicher Richtung dem Rheine
zuführt; im übrigen Theil der Ebene zwischen Main, dem alten Neckarbette bis zum Urgebirge
wechselt Sand-, Lehm- und Marschland, die Bäche fließen langsam von O nach W,
nur wenige Quellen, zumeist am Gedirgtzrande; das Land meist fruchtbares Ackerland,
nur die hoher gelegenen Theile sandig, meist mit Nadelholz bedeckt. Wald, Feld- und
Wiesenbau wechseln; große Gemarkungen, wohlgebaute, geschlossene, marktfleckenartige Dörfer
mit 1 —-1000 E., im Ried viele große einzelne Gehöfte, gute Straßen, ihr Bau theuer wegen
Mangel des Materials. — Rh einhessen und Wetterau sind in Folge der Grobkalk- und
Diluvialbildungen sehr fruchtbar; Rhein Hessen, der dem alten rothen Sandstein angehörige
SW ist flach und waldreich, der dem Grobkalk angehörige bildet ein Hügelland mit mehrern
ausgebreiteten plateausörmigen Erhebungen, mit steilansteigenden Rändern, weiten und offenen
Thälern und langgestreckten Scitcnthälchen, kcsselartigen Niederungen. An der Nahe steigt der
700' h. Bosenberg empor. Nur I Hauptbach, derSelz, wasserarm, langsam fließend, mehrere
natürliche artesische Brunnen mit großem Wasserreichthum; Wiesenarmuth; der Boden vorzüglich
fruchtbar, Acker- und Weinbau, wenig Wald; die Wohnorte Rhemhcssenö meist geschlossene
Dörfer und Flecken,-, einer der bevölkertsten Striche in Deutschland.
Die Wette rau, die Gebirgsverticfung zwischen Taunus und Vogelöberg, nach IN und S
unbegrenzt, die Gesteinbildung mannigfaltiger als in Rheinhessen; neben dein Grobkalk und den
übrigen Diluvialgebilden tütt die Kupferschiefcrbilduug, treten Basaltvildungen beso ders im N
und ü aus, mit zum Theil ausgebildeten Kegelbergen; viele Gewässer aus Taunus und
Vogclberg, hier tief eingcschnittcn und raschen Luufö, in der Wetterau mit breiter, wiesen-
bedeckter Thalsohle und langsamem Gefälle, im Frühjahr leicht und dauernd überschwem¬
mend; die flachen Höhenzüge und Vertiefungen der Wetterau haben nur wenig Quellen,
dagegen mehrere Heil- und Salzquellen; groß die Fruchtbarkeit, gering die Waldfläche,
doch mehr als in Rheinhessen, meist Laubwald, reicheBraunkohlenlager; große geschlossene
Ortschaften, zahlreiche Wege und Kunststraßen.
Der Vogelöberg mit dem ihn umschließenden Sandsteingebiet bildet eigentlich nur
einen einzigen, ganz flach ansteigenden Kegel, dessen Radius 3 —4 M. beträgt, dessen Gipfel
sich 1500—2000' über die umliegende Grundfläche erhebt; die Spitze dieses Kegcltz bildet das