470
Vierter Teil. Deutsche Spruchdichtung.
Doppelte Schwing' hat die Zeit. Mit der einen entführt sie die Freuden;
Doch mit der andern sanft kühlt sie den tränenden Blick.
*
Ein Segen ruht im schweren Werke;
Dir wächst, wie du's vollbringst, die Stärke;
Bescheiden zweifelnd fingst du's an
Und stehst am Ziel, ein ganzer Mann.
*
Das Urgewaltige
Kommt von den Sternen.
*
Unkraut auf gutem Acker
Gedeiht erst doppelt wacker.
*
Rüste Balken, haue Steine!
Gott, der Herr, wird bau'n.
*
Wie aus Jupiters Stirn einst Pallas Athene, so sprang aus
Bismarcks Haupte das Reich waffengerüstet hervor. .
Tu es der Göttin gleich, Germania! Pflanze den Ölbaum,
Sei dem Gedanken ein Hort, bleibe gewaffnet wie sie!
*
So ist es, war's und wird es sein: Das heißt: Gebt uns das Reich allein,
Gebt Freiheit! rufen die Partei'n, Daß wir die andern unterdrücken!
Mit was für Farben sie sich schmücken; So ist es, war's und wird es sein.
*
Nicht zu früh mit der Kost buntscheckigen Wissens, ihr Lehrer,
Nähret den Knaben mir auf! Selten gedeiht er davon.
Kräftigt und übt ihm den Geist an wenigen, würdigen Stoffen!
Euer Beruf ist erfüllt, wenn er zu lernen gelernt.
*
Kein tüchtig Mühn, das seinen Lohn Wie mancher grub nach Wasser schon
Zuletzt nicht reichlich in sich hätte. Und fand einen Schatz an selber Stätte.
*
Sprich von Reue mir nicht, wenn du nichts empfindest als Unmut
Über die Folgen der Schuld oder als Furcht des Gerichts.
Wirkliche Reu' ist verwandelnde Glut; nur weil du ein andrer
Wurdest, sobald du sie fühlst, hat sie zu sühnen Gewalt.
*
Hast du getan einen törichten Schritt, Du machst ihn nimmer gut damit,
So tu zurück ihn schnelle; Daß du behauptest die Stelle.
* Das Mannigfaltige
Läßt sich erlernen;
Je größer deine Flügel,
So »mehr halt' dich im Zügel;
Tu du redlich nur das Deine,
Tu's in Schweigen und Vertrau'»;