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ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der
Felsen zerschmeißet?" 2;ei\ 23, 28. 29.
Das ist ein gewiß Zeichen, daß das Wort von
Gott ausgesandt und gekommen sei; wenn es schneidet
und trifft und das Herz erweckt, und die Menschen
anheben, mit Ernst darnach zu leben, und je mehr und
mehr begehren, es zu hören, wie denn geschrieben stehet:
Wer mich i s s e t, d e n hungert immer nach mir;
und wer mich trinket, den dürstet mehr nach
mir. Und daher kommt es, daß zu unsern Zeiten die
atterschönsten Predigten geschehen, und wenig Frucht
davon kommt: daß die es sagen, nicht Gott fol¬
gen, und die es hören, nicht Gottes Wort glauben;
sondern es wird aus menschlicher Vernunft
vermessentlich in menschliche Vernunft ge¬
leuchtet; da es doch muß Gnade sein und
nicht Vernunft, Gort, und nicht Mensch.
182. ,,Jch glaube, darum rede ich; ich werde aber
sehr geplagt." Ps. 116, 10.
Glaubst du, so ist es nicht möglich, daß davon
dein Herz nicht sottte in Gott lachen, frei, sicher und
muthig werden. Dann bricht deine Liebe aus, thut
Jedermann, was sie kann; predigt und saget solche
Wahrheit, wo sie kann, verwirft Alles, was nach dieser
Lehre nicht geprediget und gelebt wird. Siehe, so mag
dann der Teufel solches nicht hören noch sehen, will
sein Ding von dir unverworfen haben. So kommst du
dann, gleichwie dein Herr Christus um der Wahrheit
Witten an's Kreuz. Dennoch mußt du in dem Atten fröh¬
lich sein, dasselbige Alles gerne dulden und für gut halten,
ihnen freundlich sein, zur Vergeltung allezeit gedenken, und
daß du zuvor auch, wie sie sind, vor Gott gewesen bist.
183. „Wehe euch, wenn euch Jedermann wohl redet.
Selig aber seid ihr, wenn euch die Menschen Haffen,
und euch absondern und schelten euch, und verwerfen
euren Namen als einen boshaftigen, um des Menschen
Sohnes mitten." Lue. 6, 22.,
Die Welt kann wohl leiden alle Predigt, nur nicht