fullscreen: Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Teil 1)

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bem Auslanbe exportieren unb ben meisten Stabten eine eigne Tuch- 
probuktion vollkommen fehlt, hatte im Mittelalter jeber Ort feine 
Weber, wohl gar seine Weberzunft; bie Hauptmenge bes Bebarfs 
würbe hier hergestellt. Im wesentlichen bloß für bie Erzeugung 
der besseren Tuchsorten existierten Zentren ber Probuktion: ins- 
besonbere bie Nieberlanbe (Flanbern) unb ber Nieberrhein (Cöln). 
Dlese Orte freilich erhoben sich bebeutenb über bie gewöhnliche 
Probuktion. In Sübbeutschlaub zeichneten sich Regensburg unb 
noch mehr Augsburg burch ihre Weberei aus, wenngleich sie ben 
Staub ber nieberrheinifchen nicht erreichten. Ein anberes Gebiet, 
aus bem eine starke Probuktion über ben lokalen Bebars hinaus 
stattfand, war bie Bearbeitung ber uneblen Metalle; ihren haupt¬ 
sächlichsten Stanbort hatte sie im heutigen Belgien unb in ber 
heutigen Rheinprovinz. Oberbeutsche Stäbte ernteten Ruhm burch 
ihre Gold- unb Silberarbeiten. Berühmt waren auch bie Bilbhauer 
unb Bilbgießer, Kupserschmiebe, Schreiner, Holzbrechsler von Augs¬ 
burg unb namentlich Nürnberg. 
Des großartigen Hanbelsverkehrs, ben bie Hanse erwarb, haben 
wir schon gebacht. Sie übernahm bie wirtschaftliche Führung bes 
nördlichen Europa. Neben bie Hanse stellen sich bie flanbrifchen 
Städte. Schon burch ihre Weber mächtig, gewannen sie feit bem 
13. Jahrhundert bie Vermittlung zwischen bem Sübwesten unb bem 
Norbosten Europas, zwischen ben Kaufleuten Frankreichs, Portugals, 
Spaniens, auch Italien einerseits, unb ber Hanse anderseits. Vor 
allem Brügge erhielt biese Stellung. Obwohl selbst bem Meeres¬ 
ufer fern, sicherte es sich ben Seeverkehr, inbem es sich mit Sluys 
unb bessen Hasen Zwin burch Verträge unb einen breiten, schiffbaren 
Kanal, sowie mit bem bamals trefflichen Hafen von Damme verbanb. 
Es war ber bedeutendste Weltmarkt bes Abendlandes. Dies ist bie 
Zeit, aus ber bie stolzen Bauten ber stanbrischen unb brabantifchen 
Stäbte, bie Rathäuser, Gilbehäuser, Tuchhäuser stammen. Dies stnb 
die großen Zeiten bes vlämischen Bürgertums. Um bie Wenbe bes 
15. unb 16. Jahrhunberts mußte Brügge seine Stellung an Ant¬ 
werpen abgeben. Auch bieses erhob sich wieber zu einem wahren 
Welthandelsplatz. In bem Verkehr ber oberdeutschen Städte war 
bie Zeit ber Kreuzzüge empochemachenb. Das Zeitalter ber Kreuz¬ 
züge gab, wie schon vorhin hervorgehoben, dem Verkehr der deutschen 
Städte mit Italien und dem Orient einen neuen und bedeutenden 
Aufschwung. Augsburg, Ulm, Basel, auch das nördlicher gelegene 
Nürnberg gewannen als Vermittler des italienisch-deutschen Handels 
hervorragenbe Wichtigkeit. Die Alpenstraßen würben jetzt viel be¬ 
gangen unb ihre Zahl vermehrt. Der große Hanbel ber Hanse 
fällt mehr ins Auge als ber oberbeutsche unb ist auch tatsächlich 
stärker gewesen. Allein man bars ben ber Oberbeutschen nicht gering 
anschlagen. Den „Kontoren", bie bie Hanseaten im Auslanbe be¬ 
saßen, läßt sich für bie Oberbeutschen der Fondaco dei Tedeschi
	        
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