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denen sie ihr Vieh tranken und ihr Bier brauen. Im
Thale unten haben sie aber Wasser genug und fast reich¬
licher als im Urgebirge. Denn alles Wasser, das oben
auf die Kalkberge fällt oder sich aus der Luft nieder¬
schlägt, das rinnt in den kleinen Ritzen herunter, und
sammelt sich unten, wo es oft so stark aus den Bergen
herausquillt, wie ein Bach, so dass ein solcher Quell
gleich Mühlräder treibt.
Das aufgeschwemmte Land ist freilich in un¬
serm deutschen Vaterlande bekannt genug. Denn wo
man so im Sande waden muss, wie bei Nürnberg, oder
wie selbst am schönen Rheinstrome (besonders unterhalb
Köln) herunter, und noch mehr in der Mark und um
Berlin herum, oder wo man nichts sieht, als solchen gro¬
ben Kies, wie um München, oder fettes, thoniges Land,
das von jedem Bischen Regen so weich wird, dass die
Leute mehrere Tage lang gar nicht spazieren gehen kön¬
nen, wie oben über Bremen hinauf, und bei Stralsund,
da ist überall aufgeschwemmtes Land.
Wenn aber auch, wie oben gesagt, im aufgeschwemm¬
ten Lande nicht viel zu haben ist, (denn im Sande wächst
ausser Föhren und Haidekraut nicht viel von selber), so
kann doch der Mensch durch seinen Fleiss gar viel hin¬
einlegen. Denn Wasser giebfs da ziemlich viel, und un¬
sern Landsleuten, die da nach Holland hin, oder nach
Bremen, nach Hamburg, nach Pommern hin wohnen, läuft
am Ende doch fast alle das M asser zu, was aus den
deutschen Gebirgen herausquillt, so dass diese öfters und
an manchen Orten mehr durch Uebcrfluss als durch Man¬
gel an Wasser zu leiden haben. Denn überall im auf¬
geschwemmten Lande giebt es Sümpfe, feuchte Ebenen,
wo viel Laubwald und schönes Gras wächst; auch fetten
Ackerboden, mitten unter dem Sand; grosse Flüsse, mit
fruchtbaren Ufergegenden, auch kleine Seen. Die Hügel,
die im aufgeschwemmten Lande sind, bestehen aus kei-