Object: Leitfaden der Weltgeschichte

132 Kap. 123. Columbus, Cortes, Pizarro, Vasco de Gama. 
und von da in das weite atlantische Weltmeer hineinfuhr. Neun Wochen 
lang war er schon westwärts gefahren, ohne Land zu sehen, und schon hatte 
er den ungeduldigen Seeleuten das Versprechen der Umkehr geben müssen, als 
er am 12. October Land entdeckte und an der Insel Guanahan i landete, 
die er San Salvador nannte. Bald darauf entdeckte er auch die Inseln 
1492 Euba und Hayti, womit zur Entdeckung Amerikas der Anfang ge- 
macht war. 
Auf der zweiten Fahrt (1493—1496) entdeckte Columbus noch andere Inseln 
des westindischen Archipels (darunter J amaica) und kehrte nach Spanien zurück, um 
sich gegen die Anklagen seiner Neider vor dem Könige zu rechtfertigen. — Auf der 
dritten Fahrt (1498—1500), zu der er 8 Schiffe erhielt, endeckte er die Insel 
Trinidad am Ausflusse des Orinoko, wurde aber auf's neue am Hofe verleumdet 
und in Ketten nach Spanien zurückgebracht, während andere die Früchte seiner Mühen 
ernteten. — Auf der vierten Fahrt (1502—1504), die ihm nach seiner Rechtferti- 
gung gestattet wurde, entdeckte er Guatemala, suchte aber vergebens eine Durchfahrt 
nach Indien und kehrte, von Krankheit geschwächt, nach Spanien zurück, wo er 1506 
in Kummer über erlittenen Undank starb, nachdem er verordnet, ihm jene Ketten mit 
in's Grab zu legen. Hat doch der neue Welttheil nicht einmal den Namen von seinem 
Entdecker, sondern nur von dem späteren Beschreibe! desselben, Amerigo Vespucci, 
erhalten! 
(2.) Habsucht und Unternehmungsgeist trieb viele Abenteurer in die „neue 
Welt," von der man nach und nach auch die übrigen Theile kennen lernte. Fer- 
dinand Cortes entdeckte (1519) Mexico und die Halbinsel Kalifornien, 
Mzarro (1531) das Goldland Peru. Alle diese Länder mit ihren meist 
durch Gewalt und Grausamkeit unterworfenen Einwohnern wurden spani- 
jche, von Vicekönigen verwaltete Provinzen, aus denen die Regierung 
Spaniens unermeßliche Schätze zog. 
Als frühere Bewohner im Norden Mexico's werden die Tolteken genannt, ms 
um die Mitte des 12. Jahrhunderts vom kalifornischen Meerbusen her die rauheren 
Azteken einwanderten und die Stadt Mexico bauten. Ihr König Montezuma I. 
erweiterte das Reich. Als die Spanier ankamen, regierte Montezuma II., der nachher 
in einem Ausstand des Volkes gegen Cortes umkam. In Peru herrschte, als d:e 
Spanier ankamen, Huascar als Oberkönig in Cusco, und sem Bruder Atahualpa 
als Unterkönig in Quito. Der letztere hatte den ersteren entthront und todtete thn 
nachher, wurde aber selbst von Pizarro erdrosselt. 
Die Ein gebornen des Festlandes wie der Inseln hatten aber bei der Habsucht 
ihrer Unterdrücker das traurigste Loos. Die spanischen Kolonisten zwangen die Unglück¬ 
lichen zu den härtesten Arbeiten in den Goldminen und Planta gen, und die un¬ 
menschliche Grausamkeit ihrer habgierigen Herren mißhandelte sie ärger als Thiere. 
Die Bemühungen der Dominikaner, besonders des edlen Bartclomeo de las Najas, 
das harte Loos derselben zu mildern, waren erfolglos. Der wohlgemnnte Vorschlag des 
letzteren, statt der schwächlichen Indianer die stärkeren Neger aus Afrika Mden schwer¬ 
sten Arbeiten zu verwenden, führte, ohne seinen Willen, zu dem abscheulichen Neger- 
Handel. — Da man vollends anfieng, Das Christenthum mit Feuer und Schwert da¬ 
selbst zu verbreiten, so war es kein Wunder, daß solche Zertretung aller Menschenrechte 
sich in der Folge durch furchtbare Strafgerichte an den Spaniern rächte. 
(3.) Unterdessen hatten die Portugiesen unter Emmanuel dem 
Großen durch Vasco de Gama den Seeweg nach Ostindien tin Jahre 
1498 mittels Umschiffung des Vorgebirgs der guten Hoffnung gefunden und von Ca- 
licut aus (an der Südwestküste) Niederlassungen gegründet (1 o(^)' vorauf 
Almeida, darnt vorzüglich der große Slllmquerquc (1509—1515) durcy 
die Eroberung von Malabar und Malacca, durch die Beseitigung von 
Goa und durch die Entdeckung der Molukken, die portugiesische Herr¬ 
schaft in Ostindien begründeten.
	        
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