und bat sich seine Meinung aus.
Der Kenner sagt' ihm frei heraus
daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte,
und daß es, um recht schön zu sein
weit minder Kunst verraten sollte.
Der Maler wandte vieles ein,
der Kenner stritt mit ihm aus Gründen
und konnt' ihn doch nicht überwinden.
Gleich trat ein junger Geck herein
und nahm das Bild in Augenschein. 140
,,(D!" rief er bei dem ersten Blicke,
„ihr Götter, welch ein Meisterstücke!
Nch, welcher fuß! D, wie geschickt
sind nicht die Nägel ausgedrückt!
Mars lebt durchaus in diesem Bilde, "5
wie viele Kunst, wie viele Pracht
sind in dem Helm und in dem Schilde
und in der Nüstung angebracht!"
Der Maler ward beschämt, gerührt
und sah den Kenner kläglich an.
„Nun", sprach er, „bin ich überführt!
Ihr habt mir nicht zu viel getan."
Der junge Geck war kaum hinaus,
so strich er seinen Kriegsgott aus.
König: Und die Moral? 1s5
Geliert:
„wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt,
so ist es schon ein böses Zeichen,
doch wenn sie gar des Narren Lob erhält,
so ist es Zeit, sie auszustreichen. ißo
König: Vas ist recht schön. Gr hat so etwas Kulantes in
seinen Versen, das verstehe ich alles. Da hat mir aber Gottsched
eine Übersetzung der Iphigenia vorgelesen,- ich habe das französische
dabei gehabt und kein Wort verstanden. Sie haben mir noch einen
Poeten, den Pietsch, gebracht,- den habe ich weggeworfen. 105
Geliert: Ihre Majestät, den werfe ich auch weg.
König: Nun, wenn ich hier bleibe, so muß er öfter wieder¬
kommen und seine fabeln mitbringen und mir was Neues vorlesen.
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