„Hvniglippe" aus und gewährt dadurch dem Insekt 
einen bequemen Anflugsplatz. Auch zeigt es ihm durch 
seine lebhaft punktierte Färbung, das „Saftmal", gleich¬ 
sam den Weg zum süßen Mahle. Sobald das Insekt, 
beispielsweise eine Schnepfenfliege, auf der Honiglippe 
Platz geuvmmeu hat, steckt es seinen Rüssel in den 
Sporn. Dabei stoßt es mit dem Kopfe au ein kleines 
Näpfchen, das „Schnäbelchen" (k), das auf einer An¬ 
schwellung des oberen Narbenrandes (dem Bentelchen, b) 
sitzt, bei der Berührung wie eine elastische Feder zu¬ 
rückspringt und so nach unten schlägt. In die Flüssig¬ 
keit des Näpfchens ragt der wachsähnliche Körper des 
Staubblattes mit seinem untersten Teile (dem „Kleb¬ 
scheibchen", ck) hinein. Schlägt nun das Näpfchen nach 
unten, so sitzen plötzlich die Pollenmassen mit den Kleb¬ 
scheibchen auf den Augen des erstaunten Insekts fest. 
Unwillig fliegt es zur Blüte einer anderen Pflanze. 
Unterwegs biegen sich die anfangs senkrecht stehenden 
Stielchen der beiden Pvllenkörper oon selbst wagerecht, 
und so stoßt die Fliege mit ihnen bei der nächsten 
Blüte an die Narbe und überträgt auf diese den Bluten¬ 
staub. Wenn man mit einer spitzen Bleifeder in den Sporn hineinfährt, so setzt 
sich das Klebscheibchen auf der Spitze fest, und es läßt sich so der Pollen ans 
der Blüte herausziehen. 
43. Selbstbestäubung und Fremdbestäubung. 
Man nimmt gewöhnlich an, daß der Blütenstanb auf die Narbe derselben 
Blüte füllt und so die Befruchtung bewirkt wird. (Selbstbestäubung.) Allein dies 
ist häufig nicht der Fall. Bei den meisten Pflanzen findet eine Befruchtung nur 
dann statt, wenn der Blütenstanb auf die Narbe einer anderen Blüte gelangt. 
Diese Art der Bestäubung heißt Fremdbestäubung. Biele Pflanzen haben besondere 
Vorrichtungen, um die Selbstbestäubung zu verhüten, so der Apfelbaum, das 
Himmelsschlüsselchen, das Knabenkraut, die Weide u. a. Nur bei einigen Pflanzen 
ist Selbstbestäubung notwendig, z. B. bei den Sommerblüten des wohlriechenden 
Veilchens. Diese Blüten öffnen sich niemals. Jnsektenbesuch ist daher aus¬ 
geschlossen. Und doch bringen gerade sie keimfähigen Samen hervor. — Die 
Fremdbestäubung wird entweder vom Winde, von den Insekten oder auch künstlich 
(vom Gärtner) besorgt. Ein solcher künstlicher Versuch läßt sich leicht an einer 
Fuchsie ausführen. Man bringe sie in ein Zimmer, worin sich keine zweite 
Fuchsie findet. Die Staubbeutel erlangen ihre Reife erst drei Tage nach der Ent¬ 
faltung der Blüte, die Narben noch zwei Tage später. Sobald die Blüten sich 
geöffnet haben, schneide man die Staubbeutel mit der Scheere ab. Dann über¬ 
trage man de» reifen Blütenstanb einer fremden Fuchsie mittels eines Pinsels auf 
die Narben. Nach einiger Zeit entwickelt sich die Frucht, eine braunrote Beere. — 
Auch zwischen zwei ungleichen Arten, z. B. zwischen rankenden und nicht rankenden 
Bohnen, kann eine Kreuzung stattfinden. Durch die Kreuzung werden nicht bloß 
kräftigere Pflanzen, sondern auch farbenreichere Blüten erzeugt. Das Stiefmütterchen 
unserer Gärten ist dafür der beste Beweis. 
des Knabenkrauts, 
b. Beutelchen: d. Stieldrüse ober 
Klebscheibe; t'. Schnäbelchen: bb. 
Staubbeutelfächer; u. Narbe; p. her 
unter,lebogene Staubbeutelhälfte; 
sd. Verkümmerte Staubblätter; 
st. Stiel der einen Staubbeutel 
hälfte. — Vergrößert.
	        
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