Metadata: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

Krupp war jedoch nicht allein der große Techniker, nicht nur der 
Gewerbetreibende von weitem Blick. Wie kann: ein anderer sorgte er für 
das Wohl der in seinen sich immer weiter ausdehnenden Unternehmungen 
beschäftigten Arbeiter. Mit warmem Herzen teilte er deren Sorgen, mit 
immer offener Hand war er allzeit bereit, ihnen den Kampf um das 
Dasein zu erleichtern. Die Einrichtungen, die er auf seinen Werken für 
das wirtschaftliche Gedeihen seiner Arbeiter traf, werden noch heute als 
mustergültig angesehen. In schneller Folge entstanden großartige Arbeiter¬ 
kolonien, in denen er seinen Leuten für den denkbar billigsten Mietspreis 
gesunde, gute Wohnungen einräumte, ein trefflich geleitetes Krankenhaus 
wurde eingerichtet, eine mit außerordentlicher Umsicht geführte Verkanfs- 
anstalt für Lebensmittel und Verbrauchsgegenstände, die Konsumanstalt, 
gab den Arbeitern Gelegenheit, alle ihre Bedürfnisse auf das preiswürdigste 
zu erstehen. 
Von keinem Mitbewerber in oder außer Deutschland hatte die Güte 
der Kruppschen Gußstahlerzengnisse erreicht, geschweige denn übertroffen 
werden können. Auf dem Gebiete des Friedensgewerbes, in seinen Schienen¬ 
lieferungen, feinen Radreifen, feinen gewaltigen Schiffsschrauben, stand 
Krupp ebenso einzig da wie in seinen artilleristischen Leistungen, um deren 
Erlangung sich fast die ganze Welt bemühte. 
Gewiß war Alfred Krupp stolz aus das durch eigene Tatkraft, mit 
echt deutscher Beharrlichkeit Errungene. Aber immer ließ er auch die 
weniger erfreulichen Bilder aus der Zeit der Entstehung feiner Werke, 
aus der Zeit des Ringens wieder vor seinem geistigen Auge vorüberziehen. 
Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie er diese Erinnerung hegte und pflegte, 
bietet die rührende Sorgfalt, die er gerade im Anfang der 70er Jahre 
auf die Erhaltung des unscheinbaren Elternhäuschens, das jetzt inmitten 
der ungeheueren Fabrikanlagen wie eine Reliquie ans längst vergangenen 
Zeiten steht, zuwandte. Für ewige Zeiten, so bestimmte er, solle dies 
denkwürdige Haus in seinem schlichten, alten Zustand erhalten bleiben, 
seine Geschichte „mag dem Zaghaften Mut geben und ihm Beharrlichkeit 
einflößen, sie möge jeden warnen, das Geringste zu verachten, jeden vor 
Hochmut bewahren", llnd als er 1876 in bescheidener Zurückgezogenheit 
den Festtag seiner 50 jährigen Geschäftsübernahme beging, da kündete ein 
Anschlag an diesem Häuschen seinen Arbeitern diese goldenen Worte: 
„Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnnng die 
Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter der Kummer fern¬ 
bleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns verhängte! 25 Jahre 
lang blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem allmählich die Entbehrungen, 
Anstrengungen, Zuversicht und Beharrlichkeit der Vergangenheit endlich so 
wunderbar belohnt hat. Möge dies Beispiel andere in Bedrängnis er¬ 
mutigen, möge es die Achtung vor kleinen Häusern und das Mitgefühl 
für die oft großen Sorgen darin vermehren!
	        
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