Full text: Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet (Kursus 3)

Die Normannen in Unteritalien. 
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päischen Südens angezogen. Seit 1016 erschienen einzelne Normannen in Normannen 
Uuteritalien, um auf Seite der Longobarden gegen die Griechen zu fechten. lnUMer- 
Bald kamen mehr Landsleute aus der Normandie nach und 1029 biliiete ttalienl01b‘ 
sich zu Aversaeine normännische Kolonie. Entschiedene Erfolge aber 
errangen die Einwanderer erst dann, als sie von einem Heldengeschlechte, 
den Söhnen des Grafen Tankred von Hauteville, angeführt wur¬ 
den. Drei dieser Söhne gelangten zuerst nach Unteritalien, und ernteten 
daselbst in einer Fehde Ehre und Geld. Darnach traten sie in die Dienste 
des griechischen Kaisers, welcher wider die Sarazanen zu Felde lag, und 
zeichneten sich auch hier durch Tapferkeit aus. Da man ihnen aber den 
gebührenden Antheil an der Beute vorenthielt, so beschlossen sie, sich selbst 
bezahlt zu machen. Sie setzten heimlich nach Kalabrien über, eroberten 
Melfi^) und von da noch mehrere Städte. Tankred's ältester Sohn, 
Wilhelm Eisen arm (so benannt, weil er in Sizilien den Fürsten Ar- 
kadius von Syrakus erlegt hatte) nannte sich bereits Graf von Apulien. 
Als der Ruf von seinem Glücke in die Heimat gelangte, kamen noch 7 
seiner Brüder mit zahlreichem Gefolge herüber und halfen ihm sein Reich 
erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden und Griechen, 
die Ankömmlinge in offner Feldschlacht oder durch geheime Verschwörung zu 
vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der Normannen. 
Der Papst Leo IX. stellte sich sogar in eigener Person an die Spitze eines 
longobardischen Heeres, ward aber geschlagen und gefangen genommen. 
Die Normannen sahen indeß in dem Besiegten nur den Statthalter Christi, Normanne» 
ließen ihn wieder frei und empfingen von ihm alles bereits erworbene ^hnöleule 
Land und das, was sie in Unteritalien und Sizilien erobern würden, als 'io53 
Lehen (1053). 
2. Robert Guiskard, der sechste von Tankred's Söhnen, durch Robert 
Kühnheit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei Guiskard 
ältesten Brüder von den Kriegern zum Anführer ausgerufen und eroberte t ^085. 
ganz Kalabrien. Papst Nikolaus II. bestätigte den Besitz der neuen Er¬ 
oberung, wofür sich Robert dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tri- 
Olav Schooßkönig, so genannt, weil ihm als Kind gehuldigt worden war, ums 
Jahr 1000 die Taufe an, allein das Hcidenthum behielt noch lange die Oberhand. 
— Norwegen hatte in früherer Zeit viele kleine Könige, deren Macht wurde jedoch 
durch Harald Schönhaar (860) gebrochen. Haralds Sohn (Hako der Gute), 
in England erzogen und bekehrt, suchte unter seinen Unterthanen das Christenthum 
einzuführen. Allein seine Bemühungen waren vergeblich. Erst Haralds Urenkel 
(Olav Trygväson) drang mn dem Bekehrungswerke durch. — Während Harald's 
Regierung entdeckten und bevölkerten unzufriedene Norweger das ferne Island (861). 
Von dort aus wurde dann (983) Grönland gefunden, und einige Schiffer sollen 
sogar bereits Amerika, das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht 
haben. Auch den Russen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechtes, in¬ 
dem die an der Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitig¬ 
keit im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Nuß herbeiriefen 
und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Rurik, der in Nowgorod 
seinen Wohnsitz hatte, wurde nach dem Tode seiner beiden Brüder Alleinherrscher. 
Sein Urenkel war jener Wladimir der Große, der vom Dniepr bis zur Düna 
herrschte und 988 das Christenthum annahm. 
i) Aversa, Stadt einige Stunden nördlich von Neapel. — Melsi, Stadt 
an der apulischen Grenze, 36 Stunden südlich von Neapel.
	        
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