Gebräuche und kleinere Erfindungen deö Mittelalters. 179
arbeiteten jedoch nur in Metall — im 14. Jahrhundert. DaS G l a S, GlaSfenster
wenn auch schon den Alten bekannt, wurde erst seit dem 13. Jahrhundert 13. seo.
zu Fenstern verwandt, und zwar eher in Kirchen, denn in Wohnhäusern.
Im 15. Jahrhundert erregte Basel dadurch Aufsehen, daß einige. seiner
Häuser Glasfenster besaßen. Um 1600 hatte in England nur das könig¬
liche Schloß derartige Fenster. Am Ende des Mittelalters wurden aus
Glaö auch kleinere Spiegel gemacht, doch blieben die Metallspiegel vor¬
herrschend. Bis zum 14. Jahrhundert heizte man in Deutschland die
Zimmer durch Kamine; dann aber kamen Oefen auf. Schornsteine
baute man jedoch erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Hölzerne
Löffel und dergleichen Teller (in der Form von Scheiben) waren
schon bei den alten Deutschen in Gebrauch; Messer kamen erst im
13. und Gabeln und metallene Löffel gar erst im 16. Jahrhundert
auf. Flüssige Speisen aßen alle Tischgenossen unmittelbar aus der Schüssel
mit Hilfe ihres Löffels. Töpfe verstand man schon frühzeitig zu ferti¬
gen; doch fehlte die Glasur, wie die Urnen zeigen, die man hier und da
fändet. Als Leuchtwerkzeuge waren Oel-Lampen üblich; Talglichter
wurden erst im 13. Jahrhundert gegossen. Die Salzgewinnung war
frühzeitig bekannt; auch wußte man aus Gerste und Hafer Meth zu be¬
reiten, der zu Bier vervollkommnet wurde, als man im 9. Jahrhundert
den Gebrauch des Hopfens kennen lernte. Wein war seit alter Zeit be¬
kannt; Zucker bezog man aus Syrien; The^, Kaffee, Chokolade,
wie auch — Tabak waren dem Mittelalter fremd.
Von den Getreidearten bauten die alten Deutschen nur Gerste und
Hafer; für die übrigen Körnerfrüchte scheint damals der Boden noch zu
naß und das Klima unter dem Einfluß der riesigen Wälder zu rauh ge¬
wesen zu sein. Einen Pflug kannten sie und bespannten ihn mit Ochsen.
Aus dem Hafer stellten sie Brei und Brod dar. Die slavischen Völker Roggen u.
brachten im 6. Jahrhundert den Roggen nach Deutschland, und von den Weizen
Franken lernten die Sachsen im 8. Jahrhundert den Weizen kennen,(6u.8sec).
den jene von den Römern erhalten hatten. Der Buchweizen ist erst um
1530 von Asien über Griechenland nach Deutschland gekominen. In den
frühesten Zeiten traten und ritten die Deutschen (wie die Alten im Orient)
ihr Getreide aus den Aehren; das, Dreschen mit dem Flegel kam erst
von den Römern in unser Vaterland.
Der Bergbau ist jedenfalls auch von den Römern nach Deutsch¬
land gekommen; schon zn Karls d. Gr. Zeiten trieb man hier Bergbau.
Wassermühlen hatten die Franken schon um 500, daneben gab es
Hand- und Ro ßmühlen. Windmühlen kamen im 10. und Säge- Mühlen,
mühlen im 14. Jahrhundert auf. Zu letzterer Zeit erfand ein Nürn¬
berger das Drahtziehen. Bald darauf wurden auch Näh- und Steck¬
nadeln in Nürnberg gefertigt. — Bis ins 9. Jahrhundert kannte man
außer Sonnenuhren nur Wasser- und Sanduhren 0, bei welchen eine Uhren,
bestimmte Menge auslaufenden Wassers oder Sandes die Zeit in Ab¬
schnitte theilte. Dann kamen in Italien Räderuhren auf. Padua soll
um 1344 die erste Thurmuhr gehabt haben. Um 1500 erfand der
Nürnberger Peter Hele die Taschen- oder Sackuhren, wegen ihrer
M Sanduhren sieht man hier und da noch auf den Kanzeln alter Kirchen.
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