fullscreen: [Teil 4 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

143 
wenn die blühenden Mandel- und Pfirsichbäume die Höhen mit einem 
röllichen Schimmer bekleiden; oder später, wenn die blühenden Äpfel⸗ und 
Birnbaäume die Gegend wie mit Schnee bedeckt erscheinen lassen; oder im 
Sommer, wenn der laue West die reichen Saatfelder bewegt; oder im 
Herbst zur Zeit der Weinlese, wenn der Jubel froher Menschen unter— 
mischt mit Böllerschüssen von den Höhen niederschallt. Ihren Namen 
erhielt diese liebliche Gegend von der uralten Handelsstraße, welche von 
Heidelberg bis Darmstadt am Fuße des Gebirges hinzieht. Herrliche 
Nuß⸗ und Kastanienbäume beschatten die bequemen Fußpfade zu beiden 
Seilen, und freundliche Dörfer und Städtchen laden den Wanderer zum 
Verweilen ein. Zwar hat die parallel mit der Straße laufende Main— 
Neckar⸗Eisenbahn ihr den früheren Güterverkehr entzogen, doch führt sie 
ihr dafür in den Sommermonaten tausende von Reisenden, selbst aus 
weiter Ferne zu, welche sich teils an der herrlichen Natur erfreuen wollen, 
leils in dem milden Klima Erholung und Genesung suchen. 
164. Burg Windeck. 
An der schönen Bergstraße, nicht weit von Heidelberg, liegen die 
Trümmer der Burg Windeck. Viel ist freilich nicht mehr davon vor— 
handen. Die letzten Besitzer waren zwei so geizige Brüder, daß die Er⸗ 
zählung davon noch jetzt im Munde des Volkes lebt. Diese Brüder 
nämlich hatten ihr Herz so sehr an den Mammon gehängt, daß sie sich 
selbst nicht, wieviel weniger anderen eine Lebensfreude gönnten. Sie 
hatten sich nicht verheiratet, um ihre Güter nicht mit Weib und Kindern 
ilen und wenigstens keine Ausgaben für dieselben machen zu müssen. 
Selbst Tiere waren ihnen zu kostspielige Gäste, denn diese sparen ja nicht, 
wenn die Gaben Gottes vor ihnen ausgebreitet sind, sondern genießen 
dieselben. Nur eine einzige Ausnahme hatten sich die kargen Brüder 
erlaubt, sie hielten eine Meise in ihrem Zimmer und fütterten diese 
täglich mit einem Nußkern. Einst aber als sie zusammensaßen und 
rechneten, fiel ihnen ein, daß täglich eine Nuß in der Woche doch 7 aus⸗ 
mache und in dem Monate 30, wohl gar 31, wenn es einer der langen 
Monate sei. Und daß die Nüsse Käufer fänden und gut bezahlt würden, 
das hatten sie erst kürzlich erfahren. Sie machten sich also Vorwürfe 
uͤber die unverantwortliche Verschwendung, womit sie bisher jährlich so 
viel Geld an die unnütze Meise gehängt hatten. Und nachdem sie lange 
gezankt und sich wechselseitig der Prasserei beschuldigt hatten, so wurden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.