Ignatius Loyola.
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Reise nach Venedig und Nom. Errichtung des Jesuitenordens mit Zustimmung Pauls III.
(1540). Gelobung unbedingten Gehorsams gegen den Papst. 4. Gliederung des Ordens.
Strenge Ueberwachung und geschickte Benutzung der Mitglieder. Wissenschaftliche Tüchtig¬
keit vieler Jesuiten. Ihre Sorge für den Jugendunterricht. Nachtheile der Jesuilen-
erziehung. Thätigkeit der Jesuiten in Paraguay, China und Japan; noch größere
Thätigkeit derselben in Europa gegen den Protestantismus. Ihr Einfluß auf das
Tridentiner Conzil (1545—63). Haß gegen die Jesuiten wegen ihres Grundsatzes:
„Der Zweck heiligt die Mittel." Aufhebung des Jesuitenordens (1773) .durch Papst
Klemens XIV. Wiederherstellung desselben (1814) durch Pius VII.
1. Das in der Reformation hell aufleuchtende Licht der Wahrheit war
nicht unter den Scheffel gestellt. Die Schüler der Reformatoren, aus
allen Ländern in Wittenberg zusammenströmend und in alle Länder von Fortschritte
hier wieder ausgehend, wirkten unermüdlich für Verbreitung der neuen der Refor-
Lehre. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Protestantismus Nation,
mcht nur in Deutschland, Preußen und der Schweiz Eingang gefunden,
sondern er war auch in den skandinavischen Reichen zur Herrschaft gelangt,
in England nur für kurze Zeit durch Verfolgungen zurückgedrängt, um
bald wieder sich siegreich zu erheben; in die Niederlande, Polen und Un¬
garn war er eingedrungen und hatte in Frankreich Wurzel gefaßt. In
allen diesen Ländern gab die Reformation zu Kämpfen und Bewegungen
Anlaß, die von uns schon früher dargestellt worden sind. Geräuschloser
und nach einiger Zeit unterdrückt, aber darum nicht unbedeutend, trat die
Reformation in Italien, Spanien und Portugal auf. In Italien wurden
die Schriften Luthers, Melanchthons, Zwingli's — wenn auch unter frem¬
den Namen — verbreitet. Man las sie mit Begierde und gewann die
neue Lehre lieb. Bald gab es Protestanten in allen oberitalienischen Städ¬
ten und selbst in Neapel und Sizilien. In Venedig waren sie in solcher
Anzahl, daß sie schon über öffentliche Versammlungen beriethen und bei
diesem Vorhaben von Mitgliedern des Senats begünstigt wurden.
Auch nach Spanien waren mit den Schriften der deutschen Refor-
' matoren ihre Lehren gekommen und hatten an vielen Orten Beifall und
Bekenner gesunden. Und es ist gewiß ein schlagender Beweis für die
Stärke des Eindrucks dieser Lehren, daß sie sich in einem Lande ausbrei¬
ten konnten, wo ein furchtbares Tribunal jede Abweichung von der alten
Kirche mit Folterqualen und Flammen rächte. Ja, ein eifrig katholischer
Schriftsteller in Spanien legt selbst das überzeugendste Geständniß dafür
ab, wenn er sagt: „Hätte nicht die Inquisition bei Zeiten Sorge getra¬
gen, diesen Predigern Einhalt zu thun, die protestantische Religion wäre
gleich einem Lauffeuer durch ganz Spanien geflogen, da Leute vou allen
Ständen und Geschlechtern zur Annahme derselben wundersam hingeneigt
waren."
So sah sich die römisch-katholische Kirche in allen Landen gefährlich
bedroht und erschüttert: Zu ihrer Erhaltung, zur Bekämpfung und Be- Gegenbe¬
siegung eines so mächtigen Feindes setzte sie alle ihre Kräfte und Waffen strebnngen
in Bewegung. Kein Mittel wirkte aber für diese Zwecke so förderlich, als der
eine neue aus ihrem Schooße hervorgegangene Institution, der berühmte ^holiken.
Jesuitenorden.
2. Stifter dieses Ordens war der spanische Edelmann Ignatius Ignaz
Loyola, geb. 1491 auf dem Schlosse Loyola im Biskayschen. Am Hofe Loyola.
Ferdinand's des Katholischen als Edelknabe erzogen, nahm er später Kriegs-