Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Frankreich, schwächte seine Verbündeten und verlor vor allein einen großen 
Teil jenes Einflusses, den es seit den glorreichen Tagen des großen Friedrich 
in Deutschland und Europa besessen hatte. 
Nach und nach traten auch die übrigen Verbündeten zurück, und so zer¬ 
fiel das große Bündnis Europas, ohne etwas Besonderes geleistet zu haben, 
während die junge Republik Frankreich durch die Gewalt der Waffen den 
Frieden im Innern und sein Ansehen nach außen wieder hergestellt hatte. 
B. Vertiefung. 
1. Welches Ziel will das französische Volk erreichen? 
Das Volk wlll sich befreien von den drückenden Lasten, verlangt 
eine Besserung seiner Lage, besonders Gleichstellung aller Unter¬ 
tanen hinsichtlich aller Rechte und Pflichten; der Rechte: Besetzung der 
höheren Beamtenstellen, der Pflichten: gleichmäßige Verteilung der Steuern. 
Dieses Bestreben des Volkes ist gerechtfertigt, denn ein jeder, auch 
der geringste Untertan, muß neben den Pflichten auch Rechte haben. Über 
die gleichmäßige Verteilung von Pflichten und Rechten soll der Landes¬ 
fürst wachen; er soll als oberster Richter für Recht und Gerechtig¬ 
keit in seinem Lande sorgen. „Ein Oberhaupt muß sein, ein höchster Richter, 
wo man das Recht mag schöpfen in dem Streit." Die Könige Frankreichs, 
besonders Ludwig XIV. und XV., sind solche gerechte Richter nicht. Anstatt 
für des Volkes Wohlfahrt zu sorgen, seine Lasten zu erleichtern, in allem 
Muster und Vorbild zu sein, stellen sie den Grundsatz aus: „Der Staat 
bin ich," drücken sie das Volk mit immer härteren Steuern und Fron¬ 
diensten, vergiften sie das Volksleben durch schlechtes Beispiel, Un¬ 
sittlichkeit, Verschwendungssucht, Gottlosigkeit und öffnen je¬ 
dem Laster Tür und Tor. Dadurch berauben sie sich der Achtung ihres 
Volkes, untergraben sie die Liebe der Untertanen zu ihrem Fürsten, 
erzeugen sie Verachtung, Haß, Unzufriedenheit und endlich 
blutige Empörung. Die Ungerechtigkeit in der Behandlung der 
Untertanen ist die Hauptursache der Empörung; dazu kommt besonders das 
sittenlose, gottlose Beispiel der Mächtigen. „Gerechtigkeit erhöhet 
ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben." — „Böse Beispiele 
verderben gute Sitten." Wo ein Fürst nur vom Schweiß und Blut seiner 
Untertanen leben will, da kann nimmer Wohlfahrt und Zufriedenheit gedeihen; 
da muß das Volk sich selber Recht suchen. Das Streben des französischen 
Volkes ist also gerechtfertigt; wir müssen es gutheißen. 
2. Was ist über die angewandten Mittel zn urteilen? 
Es wendet verwerfliche Mittel, nämlich Gewalt an. „Schreck¬ 
lich immer, auch in gerechter Sache, ist Gewalt." Erfüllt von Neid 
Kornrumpf, Handbuch k. III. 10
	        
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