Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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genommen hatten. In dein Frieden, der diesem Kriege ein Ende machte, 
erhielt Friedrich Wilhelm einen Teil des Herzogtums Geldern, ein 
kleines Ländchen am Rhein, südlich von Kleve gelegen. Viel wichtiger war 
eine andere Erwerbung. Damals wurde noch ein anderer Krieg, der Nor¬ 
dische Krieg, zwischen Rußland und Schweden geführt. Friedrich Wilhelm 
wurde wider Willen mit hineingezogen, besetzte Stettin, nahm die Inseln 
Usedom, Wollin, Rügen und eroberte Stralsund. Im Frieden mit Schweden 
1720 behielt er Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und den 
Inseln Usedom und Wollin. Dadurch kamen die Odermündungen in 
den Besitz Preußens. Schweden behielt nur noch die äußerste Spitze Pommerns 
mit Greifswald, Stralsund und Rügen. Dieser Teil Pommerns hieß später 
Neuvorpommern oder Schwedisch-Vorpommern. So war denn die eine fremde 
Macht, die durch den 30 jährigen Krieg sich eingedrängt hatte, wenn auch 
nicht ganz vom deutschen Boden gejagt, so doch unschädlich gemacht, 
besonders durch preußische Waffen. 
Später griff er noch einmal für den Kaiser gegen Frankreich zu den 
Waffen und sandte ein Hilfskorps gegen die Franzosen an den Rhein. Damals 
sagte er: „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angreifen, so müßte 
der deutsche Fürst ein Kujon sein, der nicht den letzten Blutstropfen daran 
setzte." Jedoch erntete er vom Kaiser wenig Dank für seine Hilfe. Die ver¬ 
sprochenen Länder erhielt er nicht, ja er wurde nicht einmal benachrichtigt, 
daß der Friede mit Frankreich eingeleitet sei. Entrüstet rief er aus: „Der 
Kaiser behandelt mich und alle deutschen Reichsfürsten wie Schubejacks." Seine 
Entrüstung über das falsche Spiel, das man mit ihm getrieben hatte, wurde 
nach und nach so stark, daß er einmal, aus den Kronprinzen zeigend, in die 
Worte ausbrach: „Da steht einer, der mich rächen wird." 
Ausgabe: Erzähle von des Königs Kriegen und Ländererwerbungen! 
4. Des Königs Lebensweise und Ende. 
(Ziel: Wie Friedrich Wilhelm als Mensch lebte!) 
a) Des Königs Tagesordnung. Schon von frühster Jugend an war sein 
Sinn auf Einfachheit und Sparsamkeit gerichtet. Von dem glänzenden Hofstaat 
seines Vaters behielt er nur wenig Beamte. Seinen kräftigen Körper härtete er 
durch Reiten, Fechten, Schwimmen und Jagen ab. Erging im schlichten Soldaten¬ 
rock und ruhte auf hölzernem Schemel. Wie in der Kleidung, so war er auch im Um¬ 
gang mit Frau und Kindern, ja mit jedermann einfach und ungezwungen. Aller 
Prunk war ihm verhaßt, und allen lästigen Hofzwang hob er auf. Seine 
Redeweise war derb und nngesucht. Irgendwelchen Widerspruch konnte er 
nicht vertragen; er schnitt alle Einwürfe mit den Worten ab: „Räsonnier' 
!
	        
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