Contents: Das Mittelalter (Theil 2)

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den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darinnen 
ist, gemacht hat, derselbe ist der König aller Könige und der Herr 
aller Herren; ich aber bin wie seiner Kuechte einer!“ 
Kinderschatz. 
401. Feuriges Wasser. 
Was nicht dein ist, Kind, das rühr' nicht an; denn es brennt, 
und einmal hat es einem Knaben sogar das Herz abgebrannt. Der 
nahm wie eine Elster alles was ihm gefiel heimlich hinweg, ob er 
gleich wußte, daß das eine Sünde ist die einem in manchem Lande 
das Quartier in der Luft zwischen Himmel und Erde anweist. Ein⸗ 
mal stahl er ein paar Steine ungelöschten Kalkes und versteckte sie in 
inem Busen. Gleich darauf begegnete ihm ein Kamerad, der zwei 
Pferde in die Schwemme ritt, und — sast du nicht gesehen! saß 
unser Diebsjunge oben auf dem andern Pferd, und nun ging's im 
vollen Jagen nach der Schwemme. Mitllen im Wasser aber fiels 
dem Pferde ein sich zu legen, und Spitzbübchen fiel herunter. Weil 
er aber schwimmen konnte, so schwamm er eine gule Strecke fort. 
Auf einmal aber fing er an jämmerlich zu schreien Helft, helft, ich 
verbrennel“ Aber die Leute, die ihn schwimmen sahen, meinten, er 
habe sie zum besten, dieweil ja kaltes Wasser nicht brenne. Der 
Junge sank ein paarmal unter und kam ein paarmaͤl wieder herauf, 
einmal mit dem Kopfe, das andere Mal mit den Beinen und das 
dritte Mal ganz, aber auch ganz — tot. Der brennend gewordene 
Kalk hatte durch die Haut bis ins Innere gefressen Gan, Kind, 
was nicht dein ist, das rühr' nicht an, denn es brennt — zum wenig⸗ 
sten auf dem Gewissen! Dittmar. 
402. Spuren der dünde. 
Ein frommer Nagelschmied hatte einen ungeratenen 
Sobn, der ibm ein Herzeleid nach dem andem mackts. 
Jedesmal, venn er eine neue Sunde von dem Sobno hörte, 
nahm er einen Nagel und seblug ihn in die Mar. D3— 
kam ein Nagel noben den andern, und zuleten var o 
Phür damit dicht besaet. Davon börto der Sohn in dor— 
Eromde, und er sohlug in sich und sohrieb pinen Brif vol 
Beue an den Vater. Da zog der Nagelschmied den ersten 
Nagel heraus, und jedesmal, wenn er vieder et an 
von seinem Sohne Lörte, 2og er einen Nagel heraus Mad 
Jahren kehrte der Sohn als din braver Man heim; er wurde 
die Ereude seines Vaters in dessen Alter und that l als guter 
Zohn alles zu Liebe, vas er lhm an den Augen de 
konnte. Da konnte der Vater einen Nagel nac dom dem 
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