Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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war den Offizieren und Soldaten verboten, irgend etwas ohne bare Bezahlung 
von den Bewohnern zu fordern. Friedrich selbst gewann durch sein freundliches 
Wesen schnell die Herzen der Schlesier, die nirgends Widerstand erhoben. Der 
evangelische Teil der Bewohner begrüßte in ihm sogar den Beschützer seines 
Glaubens und nahm ihn mit offenen Armen ans; denn unaussprechlich waren 
die Bedrückungen der Protestanten unter der Herrschaft der katholischen Habs¬ 
burger gewesen. Da fast gar keine österreichischen Truppen in Schlesien standen, 
so war an bewaffneten Widerstand nicht zu denken. Ohne Schwertschlag fast 
besetzte daher Friedrich im Dezember 1740 ganz Schlesien, umschloß die wenigen 
Festungen Glogau, Brieg, Glatz, Neiße und hielt dann seinen feierlichen Ein¬ 
zug in Breslau, der Hauptstadt des Landes. 
Erst jetzt, nachdem er sich des ganzen Landes bemächtigt hatte, ließ er in 
Wien erklären, daß er bereit sei, Maria Theresia gegen alle ihre Feinde zu 
unterstützen, wenn sie in die Abtretung Schlesiens willige. Friedrich hatte, da 
sich die junge Fürstin rings von Feinden bedroht sah, auf bereitwilliges Ent¬ 
gegenkommen gehofft, aber er sah sich bitter getäuscht. Mit Stolz wies die 
edle, mutige Königin die Forderungen Friedrichs zurück, indem sie sprach: 
„Eher müßten die Türken vor Wien stehen, ehe ich auf Schlesien verzichte." 
Da auch Friedrich von seinem Vorhaben nicht abstand, so mußten die Waffen 
entscheiden. 
c) Die Schlacht bei Müllwitz. Im Frühjahr 1741 >var endlich die 
österreichische Armee so weit, um zu Schlesiens Wiedergewinnung aufzubrechen. 
Ans Mähren kommend, zog sie südlich der Sudeten westwärts, überschritt dann 
das Gebirge, stand bald bei der Festung Neiße und richtete ihren Marsch weiter 
gegen Breslau. Friedrich beschloß, ihr sofort eine Schlacht zu liefern. Bei 
dem Dorfe Mollwitz, südlich von Ohlau, westlich von Brieg, traf er am 
10. April auf den Feind. Trotz der vorgerückten Jahreszeit bedeckte noch 
dicker Schnee das Schlachtfeld. Beide Heere ließen sich gegenseitig Zeit zur 
völligen Aufstellung. Es war Mittag, als die österreichische Reiterei sich wie 
ein Sturmwind auf die schwächere und ungeübtere preußische warf, sie in die 
Flucht trieb und den Sieg im ersten Anlauf zu gewinnen schien. Das preußische 
Fußvolk aber stand unerschütterlich, wie eine lebendige Mauer. Jetzt bewährten 
sich zum erstenmal die trefflichen Einrichtungen des alten Dessauers und die 
jahrelange Arbeit seiner Dressur. Das Fußvolk war in vier Gliedern auf¬ 
gestellt. Während die beiden vorderen Reihen ans den Knien lagen, um zu 
laden und zu schießen, feuerten die beiden letzten über sie hinweg. Alles ging 
ruhig, fest und sicher, wie auf dem Exerzierplatz. Aus zwei österreichische 
kamen fünf preußische Schüsse. Ein solches Geschwindfeuer hatten die Öster¬ 
reicher noch nicht erlebt; bald waren sie an den Feind nicht mehr heranzu¬ 
bringen. Zuletzt nahm der General Schwerin das ganze Fußvolk zu einem 
BUGS iiiREI 
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE 
KIEL
	        
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