Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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muß er sich aus dem feindlichen Lande zurückziehen: im ersten aus Mähren 
nach Böhmen, im zweiten aus Böhmen nach Schlesien. In beiden Kriegen 
wird die erste Schlacht — Mollwitz, Hohenfriedberg — auf schlesischem Boden, 
die zweite — Czaslau, Sorr — in Böhmen geschlagen. In beiden bietet 
Friedrich nach glänzenden Siegen seiner Feindin den Frieden an. 
0) Erfolg. Er ist in beiden Kriegen derselbe: Erwerbung Schlesiens, 
Vergrößerung des preußischen Staates, Niederlage aller Feinde. 
2. Friedrich II. und Maria Theresia. 
Beide sind beim Antritt ihrer Regierung noch jung; beide sind bestrebt, 
das von den Vätern Ererbte festzuhalten oder zu erwerben; beide sind auf die 
Macht und Größe ihres Landes bedacht; beide greifen zur Vergrößerung und 
zum Schutze ihres Landes zum Schwerte; beide zeigen Liebe zum Vaterlande, 
Mut und Entschlossenheit in der Gefahr, Standhaftigkeit und Ausdauer im 
Wechsel von Glück und Unglück, Unbeugsamkeit in der Verfolgung ihres Zieles, 
edlen Stolz bei jeder Demütigung durch den Feind; beide sind also einander 
würdige Gegner, hervorragende Zierden von Fürstenthronen. Während aber 
Friedrich sich durch kluge Mäßigung im Glück auszeichnet, fehlt seiner Feindin 
die kluge Nachgiebigkeit zur rechten Zeit, sie wird daher vom Unglück verfolgt 
und verliert Schlesien. 
3. Friedrich II. und der Große Kurfürst. 
Beide sind hervorragende Fürsten aus dem Hause Hohenzollern; beide 
kommen in jungen Jahren zur Regierung; beide sind für das Ansehen des 
Deutschen Reiches nach außen hin bedacht; beide arbeiten für die Größe und 
Macht ihres engeren Vaterlandes. Beide verfolgen also das gleiche Ziel, 
das von den Vätern ererbte heilige Recht ihres Landes zu schützen gegen fremde 
Gewalt: der Große Kurfürst will sein Land gegen die räuberischen Horden der 
Schweden schützen und dabei das ihm rechtlich zustehende Vorpommern ge¬ 
winnen, Friedrich will die alten Erbansprüche seines Hauses auf Schlesien ver¬ 
wirklichen; beide wollen also den Stolz der übermüUgen Gegner beugen. — 
Beide wenden die gleichen Mittel an; nachdem alle friedlichen Versuche ge¬ 
scheitert sind, greifen sie zum Schwerte. — Beide ernten den gleichen Er¬ 
folg, denn sie gehen als Sieger aus dem Kampfe hervor. Nur die Frucht 
ihrer Bemühungen ist verschieden, denn während Friedrich sein Ziel völlig er¬ 
reicht, den Feind nicht nur demütigt, sondern ihm auch eine blühende Provinz 
entreißt, muß der Große Kurfürst sich im Frieden von St. Germain durch die 
Schuld seiner treulosen Bundesgenossen mit der Demütigung seiner Feinde auf 
dem Schlachtfelde begnügen, während ihm alles eroberte Land wieder entrissen 
wird. Auch die Veranlassung zum Kampfe ist verschieden: der Große Kurfürst 
führt nur einen Verteidigungskrieg, Friedrich Angriffs- und Verteidigungskrieg. 
Kornrumpf, Handöuch rc. III. Z
	        
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