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unib Deutschland, sowie dessen persönliche Vorzüge hervor. In einem zweiten
Abschnitt werden die Grundsätze aufgestellt, nach denen jeder die Regierung
führen will. Nämlich? Ein dritter Abschnitt spricht über das Vertrauen
zwischen Fürst und Volk.
Jeder der drei Kaiser ist entschlossen, den Frieden zu schirmen,
also ein Friedenskaiser und somit ein Förderer und Pfleger aller Werke des
Friedens zu sein auf dem Gebiete von Kunst und Wissenschaft, Kirche und
Schule, Handel und Verkehr, Industrie und Landwirtschaft.
Jeder der drei Kaiser ist ein tüchtiger Soldat und Feldherr,
der die Ausbildung des Heeres und dessen Vorbereitung auf den Krieg als
seine vornehmste Aufgabe betrachtet, weil er dadurch bei der zentralen Lage
Deutschlands den Frieden am sichersten zu erhalten hofft.
Jeder der drei Kaiser ist ein ausgezeichneter Landesvater, der die
Wohlfahrt aller Glieder seines Volkes mit warmer Fürsorge auf dem Herzen
trägt, der aber besonders das Los der arbeitenden Klassen zu bessern bemüht ist.
Jeder der drei Kaiser wird geliebt und verehrt von seinem Volke,
hoch geachtet vom Auslande. Das zeigt sich in erhebender Weise besonders
beim Tode Wilhelms I. und bei der Krankheit und dem Tode Friedrichs III.
b) Verschiedenheiten. Während Friedrich III. und Wilhelm II.
eine sonnige Jugendzeit verleben, die bei letzterem noch verschönt wird
durch die glänzenden Erfolge der deutschen Waffen 1866 und 1870, lernt
Wilhelm I. schon früh die Bitterkeiten des Lebens und das Unglück des
Vaterlandes kennen. Inwiefern?
Wilhelm I. und Wilhelm II. ist eine lange und glückliche, reich gesegnete
Regierung beschieden, während Friedrich III. nach langer, glücklicher Kron¬
prinzenzeit, als ein sterbender Mann den Thron besteigt und ihn nur
99 Tage ziert.
Verschieden ist auch die Stellung der drei Kaiser dem Reichskanzler
FürstenBismarck gegenüber. Inwiefern? (Vgl. den folgenden Abschnitt!)
Der Tod Kaiser Wilhelms I. erfolgt nach kurzem Krankenlager im
höchsten Lebensalter, der Friedrichs III. nach langer Leidenszeit im kräftigsten
Mannesalter.
3. Die drei Kaiser in ihrer Stellung zu Bismarck.
a) Wil h el m I. hat Bismarck 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten,
1867 zum Kanzler des Norddeutschen Bundes, 1871 zum Kanzler des Deutschen
Reiches ernannt; hat ihn nach dem Kriege gegen Österreich 1866 in den
Grafenstand, nach dem Kriege gegen Frankreich 1871 in den Fürstenstand
erhoben; hat ihm die höchsten Auszeichnungen verliehen, die er zu ver¬
leihen hatte; hat die geistig weit überragende Größe des verdienstvollen
Kanzlers neidlos und mit unwandelbarer Anerkennung seiner Verdienste