II. Mittlere Geschichte
A. Vom Beginn der Völkerwanderung
bis zum Vertrage von Verdun. 375—843.
Die Germanen.
Die Germanen gehören wie die Griechen und Italiker zu
der großen arischen Völkerfamilie. Ihre Wohnsitze ursprünglich
zwischen Weichsel und Weser bis hinauf nach Skandinavien.
Sprache, Sitte und Religion (gemeinsame Bundesheiligtümer)
verbanden einzelne Völkergruppen in ähnlicher Weise wie die
Hellenen.
Germanische Stämme: Zu den Ostgermanen gehören
die Ost- und Westgoten (um 180 an der unteren Weichsel, später
nördlich vom Schwarzen Meer und der unteren Donau), die
Vandalen (zwischen der oberen Oder und Warthe, später in
Siebenbürgen), die Burgunder (nördlich von der Warthe zwischen
Oder und Weichsel) u. a. Die Westgermanen umfassen u. a. die
Langobarden (zwischen Aller und Elbe (S. 132); vgl. Bardowik bei
Lüneburg), Cimbern, Angeln, Friesen (Nordseeküste), Che¬
rusker (zu beiden Seiten der mittleren Weser), Chatten (an
den Quellen der Werra und Fulda), Hermunduren (nördlich
vom Fichtelgebirge zu beiden Seiten der oberen Saale), Marko¬
mannen (Böhmen). — Im Laufe des 2. und 3. Jahrhunderts
Zusammenschluß zu 4 größeren Völkerschaften: 1. Sachsen
(an der Nordsee zwischen Elbe und Rhein); 2. Franken (a. ri-
puarische zu beiden Seiten des Rheins zwischen Fulda und
Maas; b. salische zwischen Maas und Nordsee); 3. Alamannen
(von den Quellen des Rheins bis zum Main zwischen Vogesen
und Lech —Tauber); 4. Thüringer (nördlich vom Main zwischen
Werra und Mulde); 5. Goten (nördlich von der unteren Donau.
Der Staat der Germanen wuchs aus der Familie hervor,
von denen sich mehrere zu einer Gemeinde vereinigten. Die
Gemeinden schlossen sich zu Gauen, diese zu Stämmen zu¬
sammen. Könige gab es anfangs nur bei den Ostgermanen,
(die Amaler und Balten bei den Goten. Bei den übrigen ent¬
schied die Versammlung der Freien über Krieg und Frieden
und schwere Rechtsfälle, wählte für den Kriegsfall einen Herzog
(in der Regel aus den Edlen) und die Anführer der einzelnen
Heeresabteilungen (Hundertschaften). Kampflustige Freie
scharten sich als Gefolgsmannen um hervorragende Edle und