Full text: Für die oberen Kurse (Teil 3, [Schülerband])

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das Naterielle, Körperliche. Und in Rücksicht darauf, dass 
in dem Menschen ein höheres, geistiges Prinzip lebt, stellt 
Sich nun auch éer Mensch in Gegensatz zu dem übrigen ihn 
Uwgebenden un? nennt es Natur. In diesem Sinne kann die 
Rede sein von einem Kampfe des Menschen mit der Natur, 
von einer Herrschaft über dieselbe, in diesem Sinne pricht 
er von aturkrãäften, deren Wirken er ergründet, und deren 
schädliche Folgen er bekämpft. Immer mehr aber schränkt 
sich die Allgemeinheit des Begriffes ein, indem der Mensch 
einzelnes äavon hinwegnimmt ünd gesondert betrachtet, wäh— 
rend er das übrige unter dem alten Namen zusammenfasst. 
So wird ihm dor mächtige Begriff des Allerschaffenen zu- 
sammenschrumpfen in eine Gruppe von Bergen und Bäumen, 
Wiesen- und Wasserflächen, und er nennt das Natur im 
Gegensatz zu den engen Schranken, womit ihn seine Be— 
hausung umgibt. Das ist die Natur, deren belebende Rraft 
der Städter sucht, deren Reiz der Dichter besingt. 
Wir sehen jetzt, dass der Mensch das Charakteristische 
im Enc iffe Natur darin findet, dass er das so bezeichnet, 
Vas 1 aus Gottes Hand hervorgegangen, im ursprüng- 
lichen ustande geblieben ist, und als Gegensatz davon das 
annimre, was er ist, und was er geschaffen hat. Und wie— 
der der egriff bedeutend dadureh eingeschränkt, dass 
ihm n besonderön etwas entgegenstellt, was sein eigentüm- 
Ulehstor Sieth Lunst und sitte. Wir sprechen von 
NMatrrroduktea and Kunsterzeugnissen, von dem Reize der 
Hohert der unbezwungenen Natur im Gegensatze zum künst- 
lerischen Schaffen. Natürlichkeit bezgeichnet in Ausdruck 
und Benehmen den Ausfluss einer von der Verfeinerung der 
Sitte nicht berührten Gesinnung, und „natürlich und „ge- 
künstelt drücken weitgehende Unterschiede aus. 
aGdem Worte Natur in allen diesen Formen der Be— 
griff „uateriellen zu grunde, so wird es aber noch im 
entge ugesetzten Sinne gebraucht, indem wir dieé Zusammen-— 
fassung aller Eigenschaften, die seiner Bestimmung nach 
einem Dinge anhaften müssen, seine Natur nennen. Insofern 
dürfte der Sinn ungefähr dem des Begriffes „Wesenheit“ 
gleichkommen. Wir sprechen von der Natur der Plektrizität, 
Ja, wir gehen soweit, in Beziehung auf den oder jenen Men- 
schen von seiner guten oder jähzornigen Natur zu reden. 
8o sehen wir, wie einem und demselben Worte die man— 
nigfachste Bedeutung beigelegt werden kann, und wie sehr 
es daher notwendig ist, den Sinn unserer Worte wohl zu 
erwagen. 
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