G 127
Doch wie nun im Osten der Morgen erwacht,
Verlöschen die schönen Gebilde der Nacht;
Laut scharret das Maultier bei Tagesbeginn,
Fort ziehn die Gestalten. — Wer sagt dir, wohin?
4. Lied des Alten im Bart.
1
Durch tiefe Nacht ein Brausen zieht
Und beugt die knospenden Reiser,
Im Winde klingt ein altes Lied,
Das Lied vom Deutschen Kaiser.
Mein Sinn ist wild, mein Sinn ist schwer,
Ich kann nicht lassen vom Lauschen;
Es klingt, als zög' in den Wolken ein Heer,
Es klingt wie Adlers Rauschen.
z Viel tausend Herzen sind entfacht
Und harren wie das meine,
Auf allen Bergen halten sie Wacht,
Ob rot der Tag erscheine.
Deutschland, die schön geschmückte Braut,
Schon schläft sie leis' und leiser —
Wann weckst du sie mit Trompetenlaut,
Wann führst du sie heim, mein Kaiser!
Mel.: Felix-Mendelssohn-Bartholdy (1809 —- 1847).
5. Wann, o wann?
*
1858
1. Wann doch, wann erscheint der
Meister,
Der, o Deutschland, dich erbaut,
Wie die Sehnsucht edler Geister
Ahnungsvoll dich längst geschaut:
2. Eins nach außen, schwertgewaltig
Um ein hoch Panier geschart!
Innen reich und vielgestaltig,
Jeder Stamm nach seiner Art!
3. Seht ihr, wie der Regenbogen
Dort in sieben Farben quillt?
Dennoch hoch und fest gezogen
Wölbt er sich, der Eintracht Bild.
4. Auf der Harfe laut und leise
Sind gespannt der Saiten viel;
Jede tönt nach ihrer Weise,
Dennoch gibt's ein klares Spiel.
5. O wann rauschen so verschlungen
Eure Farben, Süd und Nord!
Harfenspiel der deutschen Zungen,
Wann erklingst du im Akkord!
6. Laß mich's einmal noch ver—
nehmen,
Laß mich's einmal, Herr, noch sehn!
Und dann will ich's ohne Grämen
Unsern Vätern melden gehn.