Full text: Badisches Realienbuch

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3m Altertum mar Mesopotamien ein fruchtbarer Garten. Die alljährliche Überschwemmung 
machte das Nomadenleben unmöglich und zwang die Bewohner zum Ackerbau. Da¬ 
durch stieg hier die Menschheit am frühesten auf eine höhere Stufe. Durch Dämme und Kanäle 
wurde die Bewässerung des Landes geregelt und der Verkehr von Ort zu Ort erleichtert. 
Alte Schriftsteller schildern begeistert den Reichtum des Landes an Weinbergen, Obstfeldern, 
Palmenhainen, Kanälen und Brücken. Große Städte erwuchsen mif Mesopotamiens Boden. 
(Babylon und Niuive.) 
Noch in der Anfangszeit des 3slam war das Land in guten Verhältnissen. 3n Bagdad 
wohnte der Kalif; Paläste, Gärten und Moscheen zierten die Millionenstadt. 3n großen Basaren 
wurden die Schütze von Asien und Afrika feilgehalten. (1001 Nacht.) Jetzt ist Mesopotamien 
eine trostlose Einöde. Die Bewässerungsanlagen sind zerfallen, die Kanüle versandet. Die 
Steppen werden von Wanderhirten durchzogen, die Schafe und Kamele züchten. An den Flüssen 
wird spärlicher Ackerbau getrieben. Teppichweberei und Baumwollindustrie sind auf den be¬ 
scheidensten Umfang zurückgegangen. Armut und Entbehrung ist das Los der Einwohner. Eine 
Besserung der Verhältnisse wird mit dein Ausbau der künstlichen Bewässerung eintreten. Europäer 
sind eifrig mit der Kolonisation Mesopotamiens beschäftigt. Englische Baumeister planen ähnliche 
Einrichtungen, wie sie Ägypten besitzt. Die Bagdadbahn wird für einen regen Austausch der 
Erzeugnisse sorgen. 
Iran. 
Das Land. Bestimme nach der Karte die Wassergrenze von Iran! 
(Indus — Tigris — Kaspisches Meer — Indischer Ozean.) 
Iran wird von allen Seiten von einem hohen Gedirgsrand umgeben. Im 
Norden liegen Hindukusch und Elbursgebirge, im Osten das Soliman- 
gebirge: zum Meer und zum Tigris fällt das Land in Terrassen ab. 
Wie bei allen Ländern Westasiens finden wir auch in Iran Steigungs- 
regen an den Küstenrändern und Trockengebiete im Innern. 
Die großen Wärmeunterschiede zwischen Sommer und Winter befördern 
die Gesteinszerstörung; große Schutthalden steigen bis in Gebirgshöhe hinauf, 
weil das fortführende Wasser fehlt. Nur die Flußränder und vereinzelte Oasen 
prangen in reichem Pflanzenschmuck. Auch Iran ist auf künstliche Bewässerung 
angewiesen: aus früheren Zeiten sind noch unterirdische Kanäle vorhanden. 
Die Leute. Iran zerfällt in drei Teile: Persien, Afghanistan und 
B a lutsch ist an. Persien ist dreimal so groß als Deutschland: es wird am Rand 
von Persiern, im Innern von Tataren bewohnt. Die Tataren sind noma¬ 
disierende Hirtenvölker, während die Persier seßhafte Landwirte, Teppichweber 
oder Kaufleute sind. 
Der Herr des Landes ist der Schah, der bis vor kurzem unumschränkt 
herrschte: jetzt steht ihm ein Parlament zur Seite. Rußland und England ringen 
um den Haupteinfluß im Lande. 
Teheran ist die Hauptstadt, Täbris der Hauptmarkt des Landes. 
An das alte Perserreich, das unter Dar ins von Indien bis zum Balkan reichte, er¬ 
innern die Ruinen von Persepolis mit alten Königsgräbern. 3n Schiras, das jetzt nod) 
durch seine Rosenzucht bekannt ist, wohnten im Mittelalter die berühmtesten Dichter Persiens, 
Hafis und Saadi. 
Afghanistan wird von einem kräftigen Gebirgsstamme bewohnt, der sich 
englischer Eroberungslust tapfer widersetzte. 
Das fruchtbare Tal des Kabulflusses und die Heri-Rud-Lücke bilden die 
Pforten nach Indien: daher streben England und Rußland gleichermaßen nach 
dem Besitz des Landes. Kabul und Herat, die beiden Hauptstädte des Landes, 
liegen an diesen natürlichen Pforten. 
Das wenig besiedelte Balutschistan ist englisches Gebiet: von hier aus 
sucht England seinen Machtbereich zu erweitern.
	        
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