Tierkunde.
A. Tiere der Heimat.
I. Tierleben in unsrer nächsten Umgebung.
Außer den Haustieren, die der Mensch als feine treuen Gehilfen schon seit uralter Zeit
hegt und pflegt, leben in unserer nächsten Umgebung, in Haus und Garten, noch eine Menge
der verschiedenartigsten Tiere, Freunde und Feinde, liebe und böse Gäste. — Storch und
Schwalbe sind uns allen, besonders aber den Kindern, liebe Bekannte, deren Ankunft im
Frühjahr jedesmal jubelnd begrüßt ivird. Auch Freund Spatz möchten wir geiviß laicht missen,
wenn er's auch manchmal gar bunt treibt und in Hof, Scheune und Garteil drauflosstibitzt, daß
es eine Art hat. Man muß ihm halt ein bißchen „auf den Schilabel" sehen, wie einein Un¬
redlichen „auf die Finger", und nniß ihn mit bunten Lappen, Klappern, Strohmännern abzuhalten
und zu verscheuchen suchen unb Fenster und Türen gut verschlossen halten. Dieses Mittel hilft
auch ain besten gegen die viel schlimmeren Gesellen, die nächtlicherweile in unsere Gänse-, Enten-
und Hühnerställe und in die Taubenschläge eindringen und hier recht wie Räuber morden und
rauben: das Wiesel, der Fltis, der Steinmarder. Ein echtes „Nachttier" ist auch die Eule,
deren schriller Ruf uns manchmal erschreckt, wenn sie zur Dänunerungs- oder gur Nachtzeit
ihren Schlupfwinkel verläßt uild ihre Beutezüge durch Garten und Feld unternimint. Sie hat es
hierbei vor allem auf die Mäuse abgesehen, nick was die Katze als Mäusejägerin in
Haus, Stall und Scheune, das leistet die Eule nachts draußen im Freien: die unnachsichtliche
Verfolgung und Vertilgung der schädlichen Nager. 3u diesen gehören auch die noch schädlicheren
Ratten, zu deren Verfolgung wie neben der Katze in dem sog. „Rattenfänger", einer besonderen
Hunderasse, einen wertvollen Helfer haben. Solche Helfer gegen allerlei lästiges oder
schädliches Getier besitzen wir noch inancherlei, sowohl iin Hause selber, wie auch in der Um¬
gebung desselben. Denkt an die Fledermaus, an die Spinne, die beide ausgezeichnete Fliegen-
fängerinnen sind, an die Kohlmeise und ihre Schwestern, die Blaumeise, die Schwanzmeise,
die unermüdlich tätig sind, die Pflanzen des Gartens, insbesondere Bäume und Sträucher, von
allerlei schädlichem Ungeziefer zu säubern! Auch die beiden Rotschwänzchen, das Haus¬
rotschwänzchen und das Gartenrotschwänzchen sind eifrige Fnsektenvertilger nick uns dadurch
von großem Nutzen. Aber welche Freude machen uns die Tierchen auch durch ihr munteres,
zutrauliches Leben und Treiben! Wie sie emsig ihre Nahrung suchen, ihr Nest bauen, lebhaft
zwitschern und singen und hin- lind herfliegen, das sehen wir immer gern, erfreuen uns immer
wieder voil neuein daran. Hier müssen wir mich den Buchfinken nennen; kein anderer Vogel
in uilserer nächsten Umgebung hat ein so farbenprächtiges Gefieder wie das Buchfinken-
männchen, das überhaupt einer unserer schönstgefärbten Vögel ist. Ohne Schell baut das
Blichsiillienpaar vlanchiilal sein Nest auf Bäume des Gartens ruld selbst mif Bäuine der Straße
iililerhalb der Ortschaft. — Wir wollen allen dieseil lieben Vögelein die Freude, die sie llils
bereiten, ihre nützliche Tätigkeit uild ihr Zutralien §u uns dadurch vergelten, daß wir sie nie
stören in ihrem Geben und Treiben, am iveiligsteil beim Bau ihres Nestes lind bei der Pflege
ihrer Jungen. Wir wolleil sie dabei beobachten unb uns daran erfreuen. Solche Beobachüiilg
des Lebens uild Treibens der Tiere bereitet inliner Freude llild regt zuiil Nachdeilkeil an über
das Geschehen in der Natlir überhaupt.
Danlin halten wir liils ja alich nlanche Tiere als Pfleglinge: ben Kanarienvogel und
den Papagei im Käfig, ben Laubfrosch im Glas, Stichlinge, Wasserschnecken unb eine ganze
Reihe sonstiger Wassertiere im Aquarium. — Und unsere fleißige Biene, die sehr häufig, der
Seidenspinner, der da uild dort gehalten wird, ergötzen uils nicht nlir dlirch ihre merkwürdigen
Tätigkeiten uild Lebensgewohnheiten, sondern siild vor allem sehr nützliche Tiere.