Full text: Badisches Realienbuch

62 
Zutage; 300000 Bergleute sind im Schoß der Erde beschäftigt. Die Förderung 
beträgt beinahe 80 Millionen Tonnen mit einem Wert von 800 Millionen Mark. 
(Das Kohlenbergwerk.) 
Eintrag in die Produktentabelle! 
3m Ruhrgebiet und in seiner Nähe finden sich aber auch Eisenlager. 
Daher hat sich hier eine mächtige Eisenindustrie entwickelt. Doch wird auch 
Eisen aus Schweden und Spanien im Ruhrgebiet verarbeitet. Die Verarbeitung 
des Eisens geschieht dort, wo die zum Schmelzen erforderlichen Kohlen vorhanden 
finb. Dadurch bleiben große Transportkosten erspart. 
(Die Kruppschen Werke brauchen täglich 8000 Tonnen Kohlen. Der 
Wassertransport von Duisburg nach Karlsruhe kostet pro Tonne ungefähr 80 
Wieviel Geld spart die Fabrik jährlich dadurch, daß sie im Kohlengebiet und 
nicht in Baden liegt?) 
Die Hauptorte des Großeisengewerbes sind Dortmund, Bochum, Essen 
und Duisburg. Der Hafen des Ruhrkohlengebietes ist Duisburg-Ruhrort. 
Vergleiche Wuppergebiet (Kleineisen) und Ruhrgebiet (Großeisen)! Gegen¬ 
stände der Fabrikation sind Eisenbahnschienen, Dampfkessel, Kanonen, Träger, 
Schiffspanzer. 
Die Fabrik von Krupp in Essen. Um 1810 begann der Gründer des Geschäftes in 
einer kleinen Werkstütte den Guß von Stahlwalzen, die von den Goldschmieden zum Auswalzen 
der Edelmetalle gebraucht wurden. Bisher hatte man diese Walzen von England bezogen. 
(Kontinentalsperre.) 
Um das Jahr 1850 stellte die Fabrik bereits einen Stahlgußblock von 5000 kg aus. 
Den Ruhm der Kruppschen Fabrik aber begründeten die Kriegswerkzeuge. Vor 30 Jahren 
konnte Knipp eine Gußstahlkanone vorführen, die 72000 kg schiver war. sieht gießt die Fabrik 
Kanonen, die über 20 km weit schießen und Geschosse von 445 kg fortschleudern. Schutz gegen 
Granaten aber gewähren die gehärteten Panzerplatten von Krupp, mit denen die großen Kriegs¬ 
schiffe gepanzert sind. 
Doch auch Werkzeuge des Friedens gehen aus der Kruppschen Fabrik hervor: Eisen- 
bahnschienen, Räder usw. 
Die neuesten Maschinen finden in Essen Verwendung. Große Dampfhämmer mit schwerem 
Fallgewicht schmieden das glühende Eisen. Hydraulische Pressen biegen und walzen dicke Eisen- 
platten, als ob es dünnes Blech wäre. 
Zahlreiche Hilfsfabriken wurden der Hauptfabrik angegliedert. Krupp hat eigene Kohlen¬ 
bergwerke, Eisengruben und Hochöfen, Schiffswerften und Rheedereien. Zur Erprobung der 
Geschütze dient ein Schießplatz. 
Die Arbeiterzahl der Kruppwerke beträgt ungefähr 70000. Viele Arbeiter sind in 
freundlichen Gartenstädten angesiedelt. Konsumvereine, Krankenhäuser, Lesehallen und Schulen 
dienen der Fürsorge für die Arbeiter nnd Beamten des Werks. 
Ein dichtes Eisenbahnnetz bedeckt die Rheinlande; große Bedeutung als Ver¬ 
kehrsstraße hat der Rhein. Die größten Hasenanlagen besitzt Duisburg-Ruhrort. 
Die Kohlenschiffe von Duisburg-Ruhrort fahren weit den Rhein hinauf. 3u den 
badischen Häfen haben die Kohlenherren der Ruhrgegend große Niederlassungen. 
6. Die Leute. Durch die natürlichen Straßen des Rhein- und Moseltales drangen die 
Römer zum Norden Deutschlands vor. Wo sie hinkamen, entfaltete sich eine reiche Kultur. 
Kastelle, Landstraßen, Wasserleitungen, Bäder, Landhäuser erinnern heute noch an die römische 
Zeit im Rheinland. Auch die edleren Obstsorten und der Weinstock wurden von den Römern 
nach Deutschland eingeführt. (Römer in Baden.) Eine zweite Glanzzeit erlebten die Rheinlande 
unter dem Frankenkönig Karl dem Großen. Aachen war die Residenz des Kaisers. 
Zm Mittelalter zerfiel das Land in viele kleine Herrschaften; die Macht der Städte 
nahm zu. Cöln bildete eine Hcmptstadt der deutschen Hansa. 
Die heutigen Bewohner der Rheinlande sind Franken, vermischt mit den Abkömmlingen 
der römischen Ansiedler. 
Es ist ein lebensfroher Menschenschlag; heiterer, humorvoller ist freilich der Bewohner 
der Ebene, während die Bewohner der Hochflächen und des Industriegebiets durch den Kampf 
ums Dasein ernster geworden sind. (Rheinpfülzer und Schwarzwülder.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.