Full text: Realienbuch für mehrklassige Schulen

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bequemen Schlafrock. Darüber war nun der König sehr ungehalten; er be-" 
strafte den Prinzen mehrmals sehr hart, so daß dieser zuletzt zu entfliehen be¬ 
schloß. Allein der Plan wurde dem Könige verraten; dieser ließ seinen Sohn 
sofort gefangen nehmen und wollte ihn zum Tode verurteilen lassen. Er be¬ 
trachtete nämlich den Prinzen nur als einen Soldaten, der entfliehen wollte, 
und jeder Fahnenflüchtige wurde damals mit dem Tode bestraft. Seine besten 
Offiziere, ja selbst der deutsche Kaiser und andere Fürsten legten für den 
Prinzen Fürbitte ein, so daß sich zuletzt der Vater erweichen ließ. Er schenkte 
dem Sohne das Leben, doch wurde derselbe auf der Festung Küstrin in strenger 
Haft gehalten. Erst als er Besierung versprach, wurde er freigelassen; doch 
durfte er noch nicht nach Berlin zurückkehren, sondern mußte den ganzen Tag 
auf der Kriegskammer arbeiten. Diese ernste Zeit gereichte dem Prinzen zu 
großem Vorteile; denn in der Gefangenschaft lernte er den Ernst des Lebens 
kennen; auch gewann er einen genauen Einblick in die Verwaltung des Staates, 
da er selbst darin arbeiten mußte. Später söhnte sich der König völlig mit 
dem Prinzen aus und schenkte ihm ein schönes Schloß, wo derselbe still und 
zurückgezogen bis zum Tode seines Vaters lebte. 
2. Friedrich der Große als Kriegsheld. 
a. Der erste schlesische Krieg (1740—1742). Im Jahre 1740 
kam Friedrich der Große zur Regierung' In demselben Jahre war der deutsche 
Kaiser gestorben; ihm folgte seine Tochter Maria Theresia. Friedrich II. ver¬ 
langte, daß sie ihm die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau herausgebe. 
Der letzte Herzog dieser Länder war zur Zeit des großen Kurfürsten gestorben. 
Nach dem Vertrage, den Joachim II. geschlossen hatte, sollten diese Länder an 
Brandenburg fallen; der deutsche Kaiser aber nahm sie zu seinem Reiche. 
Maria Theresia wollte sie nicht herausgeben. Deswegen begann Friedrich II. 
den Krieg. Er rückte 1740 in Schlesien ein. Die Österreicher schickten ihm 
1741 ein großes Heer entgegen, und es kam (am 10. April 1741) zur 
Schlacht bei Mollwitz. König Friedrich erfocht einen glänzenden Sieg, 
besonders durch sein gut eingeübtes Fußvolk. Nachdem die Österreicher noch 
zweimal (bei Czaslau und Chotusitz) geschlagen worden waren, schloß Maria 
Theresia Frieden (1742). In diesem trat sie ganz Schlesien an Preußen ab. 
b. Der zweite schlesische Krieg (1744 — 1745). Während des 
ersten schlesischen Krieges hatte Maria Theresia gegen viele andere Feinde zu 
kämpfen gehabt. Nachdem sie diese besiegt hatte, rüstete sie zu einem neuen 
Kriege gegen Preußen, um Schlesien wieder zu gewinnen. Friedrich II. kam 
ihr aber zuvor. Er rückte 1744 in Böhmen ein. Aus Mangel an Lebens¬ 
mitteln mußte er sich aber nach Schlesien zurückziehen. Bei Hohenfriede- 
berg kam es zur Schlacht. Friedrich siegte wieder. Auch in zwei anderen 
Schlachten (bei Soor und Kesselsdorf) siegten die Preußen. Maria Theresia 
mußte (1745) wieder Frieden schließen. Schlesien blieb bei Preußen. Damals 
wurde König Friedrich zum erstenmal „der Große" genannt. 
o. Der dritte schlesische oder siebenjährige Krieg. 1. Veranlassung. 
Maria Theresia wollte Schlesien nicht bei Preußen lassen. Sie verband 
sich mit Frankreich, Rußland, Schweden und Sachsen gegen Friedrich. Im 
Jahre 1757 wollten diese Mächte gemeinsam gegen Preußen ziehen und
	        
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