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medanismus hatte sich ein zielbewußtes Volksleben, ein ritterlicher Sinn 
des siegreichen Adels in Spanien herausgebildet, dessen Streben dahin 
ging, das Land für alle Zelten vor den Ungläubigen zu schützen. 
Mauren und Juden, so war auch des Königs Besehl, sollten entweder 
das Land verlassen oder Christen werden. Die Befolgung des Gebots 
überwachte ein königliches Glaubensgericht, das seine Macht auch 
über Geistliche und weltliche Große geltend machte. 
Was hier in großen Zügen von Spanien, dem östlichen Teile 
der pyrenäifchen Halbinsel gesagt ist, entwickelte sich in fast gleicher 
Weise im Westen, in Portugal. Dort hatte im Jahre 1096 ein tapferer 
Kapetinger aus Frankreich, Heinrich von Burgund, anfangs im Dienste 
des Königs von Kastilien, am Kampfe gegen die Ungläubigen teil¬ 
genommen. Zum Lohn für seine Tapferkeit hatte er die Hand der 
Königstochter erhalten und war zum Statthalter der eroberten Lande 
(portncalia) gesetzt worden. Sein Sohn und Nachfolger Alfonso hatte 
Siege und Eroberungen des Vaters fortgesetzt und war nach einem 
glänzenden Siege über die Mauren bei Durique von seinem begeisterten 
Heere zum König von Portugal ausgerufen worden. 
Die Portugiesen suchten ihre Feinde, die sie über das Mittelmeer 
zurückgedrängt hatten, selbst in Afrika auf, und dies eröffnete Lust und 
Gelegenheit zu weiteren Seefahrten, an denen besonders der Königssohn 
Heinrich, der Seefahrer genannt, das größte Interesse hatte. Er floh 
das Geräusch des Königshofes, studierte lieber auf seinem einsamen- 
Schlosse zu St. Vincent Mathematik, Sternen-, und Schiffahrtskunde 
und forschte nach allem, was fremde Seefahrer, die seine gern gesehenen 
Gäste waren, zu berichten hatten. 
Die Handelsverbindungen nach Asien, die einst durch die Kreuz- 
züge eröffnet wurden, waren in den Händen arabischer Kaufleute. 
Ueber den persischen Meerbusen nach Syrien, über den arabischen nach 
Aegypten gebracht, wurden die Schätze des Orients von italienischen 
Händlern nach dem Norden Europas übermittelt. Daß es von dort 
auch einen Seeweg nach Asien, besonders dem schätzereichen Indien 
gebe, war nicht bekannt. Man wußte nicht einmal, wie weit sich die 
große Wüste Afrikas nach dem Süden hin erstreckte. Auch fürchtete 
man die Sonnenglut an der Linie (Aequator), von der es hieß, daß 
sie alles versenge und wo das Wasser des Meeres, kochend heiß, Un¬ 
geheuer beherberge, welche ganze Schiffe durch die Kraft ihrer Riefen¬ 
leiber in die Luft zu schleudern fähig feien. Nun hatte Heinrich der
	        
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