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Wohnungen bauen. Wohnstätten, Vieh und Ackergeräte waren das Besitztum des
einzelnen; der Grund und Boden gehörte wahrscheinlich zuerst dem gauzen Stamme
gemeinsam und jeder Familie wurde jährlich ein Stück Land zum Anbau zugewiesen.
Aber auf diese Weise konnte der Acker nicht gut bebaut werden und nur wenige
Leute ernähren. Daher wurde später auch der Grund und Boden Eigentum des
einzelnen (Privateigentum). In Deutschland mag das ungefähr zur Zeit Christi
geschehen sein.
g. Entstehung der Handwerke (Arbeitsteilung). Durch lange Zeit wurden
fast alle Güter, deren eine Familie bedurfte, von ihr selbst erzeugt; auch heute ist
es noch so bei vielen wilden Völkern. Bei den Indianern besorgt der Mann das
Jagen und Fischen, die Verfertigung der Waffen und Boote; die Frauen müssen
das Wild zubereiten, Holz holen, Felle gerben, Kleider nähen, die Zelte bauen und
erhalten. Bei unsern Vorfahren schützte der Mann seine Angehörigen im Kriege
und auf der Jagd, die Frau bereitete die Kleider und die Nahrung, die Knechte
(Sklaven) bearbeiteten den Acker, bauten Häuser und fertigten Waffen, Haus- und
Ackergerät. Später übernahm ein einzelner, besonders geschickter Mann die An¬
fertigung von Waffen und Schmucksachen, ein anderer bearbeitete das Leder, andere
färbten die Stoffe und verarheiteten sie zu Kleidern, und je mehr man Stein¬
bauten aufführte, um so mehr mußten besondere Arbeiter hierbei thätig sein. . So
kam es nach und nach zur Arbeitsteilung, und es entstanden die Handwerke. Da
jeder Handwerker nur eine Beschäftigung hatte, wurden die Waren besser und
schneller hergestellt, auch wurden jetzt viele Verbesserungen in den Werkzeugen und
hei der Herstellung der Waren erfunden. Die Handwerker derselben Art vereinigten
sich in Deutschland zu Zünften, und das Handwerk gelangte zu hoher Blüte. (In
Deutschland vom 9. Jahrhundert n. Chr. an.)
h. Der Handel. Das Geld. Schon in frühester Zeit hatte der eine Überfluß
an Gütern, z. B. an Nahrungsmitteln, dagegen brauchte er Felle; bei einem andern,
verhielt es sich entgegengesetzt. Beide tauschten nun ihren Überfluß aus. Ein
solcher Handel heißt Tauschhandel. Bei Hirtenvölkern hestimmte man den Wert
von Nahrungsmitteln, Kleidern, Waffen, Schmucksachen meist nach Vieh; eine
goldene Rüstung galt 100 Rinder, eine bronzene 9 Rinder. Als man aber Gold
und Silber in größeren Mengen fand und bearbeiten lernte, bestimmte man den
Wert einer Ware nach Gold und Silber, und das Geld wurde das allgemeine
Tauschmittel. Manche Leute beschäftigten sich nur damit, Waren gegen Geld und
dieses wieder gegen Waren auszutauschen, sie brachten ausländische Güter (Wein
Schmucksachen) nach Deutschland und führten einheimische (Bernstein, Felle) aus,.
So entstand der Handelsstand.
'1. Die Einwirkung des Christentums. Sorge für das Seelenheil.
1. Die heidnischen Völker verachteten die Arbeit. Der freie Mann arbeitete
nicht, sondern der Sklave mußte die Arbeit thun. Das Beispiel Chrisü und dev
Apostel lehrte die Menschen die Arbeit achten. Alle Menschen sollen arbeiten;
„wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen".
2. Die Heiden betrachteten die Sklaven als eine Ware, die man kaufen uni>
verkaufen, nach Belieben peinigen und töten konnte. Das Christentum dagegen
lehrt, daß vor Gott alle Menschen gleich sind und daß auch der Sklave ein Kind
Gottes ist. Daher wurden die Sklaven zunächst menschlicher behandelt, und all¬
mählich hörte die Sklaverei bei den christlichen Völkern ganz auf.
3. Das Christentum lehrt den Menschen, daß er den Nächsten lieben und
die irdischen Güter nur als ein von Gott gegebenes Pfand betrachten soll. Daher
entstanden viele Einrichtungen zum Besten der Armen, Kranken und Unwissenden.
4. Das Christentum lehrte die Menschen, das irdische Leben nur als Vor¬
stufe zum ewigen Leben zu betrachten. Daher entstanden überall Kirchen und
Klöster, und Geistliche sorgten für das Seelenheil der Menschen.
k. Die Neuzeit
l. Sorge für Bildung. So lange die Bücher nur geschrieben wurden,
konnten nur wenige Leute lesen und schreiben lernen und eine höhere Bildung er¬
langen. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurden allmählich die Bücher
so billig, daß alle Leute solche kaufen konnten. In allen deutschen Ländern ent¬
standen jetzt Volksschulen, und die Zahl der höheren Schulen (Gymnasien, Real-