Full text: Realienbuch für mehrklassige Schulen

3 
III 
der Außenwelt und trägt sie dem Gehirn zu, wo sie auf wunderbare Art zum 
Bewußtsein kommen; das sind die Sinnesnerven. Von diesen sind die einen 
nur für Licht, andere nur für Schall, Wohlgeschmack, Hitze oder Kälte empfind¬ 
lich. Man unterscheidet darnach 5 Sinne: Gesicht, Gehör, Geruch, Ge¬ 
schmack und Gefühl. Jeder Sinn hat sein besonderes Organ oder Werkzeug. 
Schutz und Pflege. Starke Erschütterungen des Schädels oder große Hitze 
stören die Thätigkeit des Gehirns, schwächen den Verstand und führen oft den Tod 
herbei (Sonnenstich). Geschwächt und zerrüttet wird das Nervensystem durch über- 
mäßigen Genuß geistig Getränke, durch zu große geistige Anstrengung, aber auch 
durch träge Ruhe, ferner durch Zorn, Neid und iebe Leidenschaft. Die Nervenkrank¬ 
heiten (Nervenfieber, Gehirnentzündung u. s w.) sind oft mit Geistesstörung 
(Phantasieren) verbunden. Die eigentlichen «Geisteskrankheiten treten als Blöd¬ 
sinn, Schwermut, Irrsinn und Tobsucht auf. Es zeugt von einem sehr rohen Gemüte, 
wenn Kinder einen unglücklichen, blödsinnigen oder irrsinnigen Menschen verspotten 
und verhöhnen, wie es leider oft vorkommt. 
4. Me fünf Sinne. 
Der Gesichtssinn. Das Organ desselben ist das Auge. Man unter¬ 
scheidet an demselben einen äußern und einen innern Teil. Zum äußern 
Äuge gehören die Augenlider mit den Augenwimpern und die Augen¬ 
brauen. Das innere Auge oder der Augapfel liegt in der mit Fett 
ausgepolsterten Augenhöhle. Der Augapfel hat die Gestalt einer Hohlkugel 
und ist von 3 Häuten umgeben. Die äußere Haut ist die harte, weiße 
Augenhaut. Sie ist, bis auf den vorderen Teil, undurchsichtig. Der vor¬ 
dere, durchsichtige Teil tritt etwas mehr hervor und heißt Hornhaut. Die 
zweite Haut heißt Aderhaut; sie ist schwarz gefärbt und von zahlreichen 
seinen Blutgefäßen durchzogen. Vorn unter der Hornhaut bildet sie die Regen¬ 
bogenhaut. Diese ist kreisrund und blau, braun oder grau gefärbt. In 
der Mitte der Regenbogenhaut befindet sich ein rundes Loch, das Sehloch 
oder die Pupille. An der Rückseite der Regenbogenhaut liegen feine Mus¬ 
keln, durch welche die Pupil/ verengt und erweitert werden kann. Hinter der 
Pupille liegt die durchsichtige Linse. In dem Raume zwischen Hornhaut und 
Linse befindet sich eine wässrige Flüssigkeit. An der hintern, innern Wand 
des Augapfels breitet sich die Netzhaut aus. Diese wird von den feinen 
Verzweigungen des Sehnerven gebildet. Der Raum des Augapfels von der 
Linse bis zur Netzhaut ist mit einer gallertartigen Masse, dem Glaskörper, 
angefüllt. — Der Vorgang beim Zehen gleicht der Entstehung eines Bildes im 
photographischen Apparat (s. Naturlehre S. 23 u. 24!). Die Lichtstrahlen ge¬ 
langen durch Hornhaut, wässrige Flüssigkeit und Pupille zur Linse. Beim Durch¬ 
gänge durch die Linse werden sie gebrochen, so daß im gesunden Auge auf der 
Netzhaut ein umgekehrtes, verkleinertes Bild des Gegenstandes entsteht. Die Netz¬ 
haut psiauzt den Eindruck durch den Sehnerven bis zum Gehirn fort, wo das 
Bild zum Bewußtsein kommt. Wie das eigentlich zugeht, wissen wir freilich nicht. 
Krankheiten des Auges. Das gesunde Auge besitzt die Fähigkeit, sich 
den Entfernungen der Gegenstände anzupassen; bei Betrachtung naher Gegenstände rückt 
die Linse etwas nach vorn und wölbt sich stärker, bei Betrachtung entfernter verflacht 
sie sich. Nicht bei allen Menschen vermögen die Augen sich jeder Entfernung „anzu¬ 
passen". Es giebt kurzsichtige und weitsichtige Augen. Im kurzsichtigen Auge fällt 
das entstandene Bild vor die Netzhaut, im weitsichtigen hinter dieselbe. Diesen Fehlern 
wird durch die Brillen abgeholfen (siehe Naturlehre S. 231). — Durch Trübung 
der Linse entsteht der graue Star. Die Augenärzte heilen diese Krankheit durch Ent¬ 
1*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.