Full text: Realienbuch für mehrklassige Schulen

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B. Das Tierreich. 
I. Ktcrfse. Säugetiere. 
1. Per Gorilla. 
Körperbau. Der Gorilla ist der größte und stärkste aller Affen. Eirr 
ausgewachsener Gorilla mißt vom Scheitel bis zur Fußsohle beinahe 2 m. Die Schulter¬ 
breite beträgt 1 ru, die Länge der Arme über 1 in. Der Körper ist mit langen, 
schwarzen Haaren bedeckt. Das Gesicht, ein Teil der Brust und die innern Handflächen 
find haarlos. Aus dem Scheitel erhebt sich ein hoher Haarkamm, den das Tier beliebig 
ausrichten und niederlegen kann. Das Gebiß ist dem des Menschen ähnlich. Es besteht 
aus 8 Schneide-, 4 Eck- und 20 Backenzähnen. Die Vorderzähne stehen etwas schief; 
die Eckzähne sind stark entwickelt; die Backenzähne sind stumpfhöckrig. Die Vorderarme 
erreichen die Dicke eines Mannesbeines und reichen bei aufrechter Stellung bis über 
das Knie herab. Die starken Arme und das scharfe Gebiß dienen ihm als furchtbare 
Waffe. Er hat an allen vier Gliedmaßen Hände; deshalb gehört er zu den Vier-- 
händern oder Affen. 
Lebensweise. Die Heimat des Gorilla ist Nieder-Guinea. Dort hält 
er sich in den dunkelsten und einsamsten Stellen des Waldes auf. Dicht be¬ 
waldete, feuchte Thäler zieht er allen andern Aufenthaltsorten vor. Doch bleibt 
er niemals lange an einem Orte, sondern wandert bald weiter. Zu diesem 
rastlosen Umherwandern zwingt ihn die Schwierigkeit, sein Lieblingsfutter zu 
finden. Er ist ein echter Pflanzenfresser. Am liebsten frißt er die pflaumen¬ 
artigen Früchte des Pfefferkuchenbaumes, die Blätter der Ananas, die Stengel 
des Zuckerrohrs und eine Nuß mit sehr harter Schale. Letztere öffnet er 
leicht mit seinem Gebiß, welches so stark ist, daß er einen Gewehrlauf platt 
beißen kann. Eier und junge Vögel verschmäht er auch nicht. — Der Gorilla 
ist nicht gesellig; er lebt immer nur in Familien beisammen, die aus Männchen, 
Weibchen und einem Jungen bestehen. Gewöhnlich sitzen die Tiere ruhig auf 
den Ästen der Bäume und kauen langsam an Früchten oder Blättern. Werden 
sie aufgeschreckt, so bringt das Weibchen das Junge in Sicherheit, das 
Männchen aber verteidigt sich und ist in seinem Zorn ein gefährlicher Feind. 
Der Gorilla weicht nie zurück, und wird er nicht auf den ersten Schuß ge¬ 
tötet, so ist der Jäger verloren, denn das Tier besitzt riesenhafte Kräfte. Schon 
ein junger Gorilla ist außerordentlich stark. Ein 2 Ya Jahr altes Tier konnte 
von vier starken Männern kaum gebändigt werden. 
Uermandte Tirve. Ein dem Gorilla verwandtes Tier ist der Orang- 
Utang. Er wird nur etwas über 1 m hoch. Seine Körperbedeckung sind rotbraune 
Haare; das nackte Gesicht ist bleigrau. Er kommt auf der Insel Borneo vor und lebt 
in Wäldern. Wie der Gorilla nährt er sich von Pflanzenkost. Er ist träge und furcht¬ 
sam und flüchtet vor dem Menschen in die höchsten Baumgipfel. Jung gefangen wird 
er zahm und lernt mancherlei Arbeiten verrichten. — Andere Affen sind: die Meer¬ 
katze, der Pavian, der Brüllaffe. 
Menschenähntichkeit dev Affen. Im Körperbau zeigen die Affen 
einige Ähnlichkeit mit dem Menschen. Doch unterscheidet sich der Affe vom Menschen 
auch körperlich sehr wesentlich: die Stirn des Affen tritt zurück, dagegen treten bie- 
Kinnladen schnauzenartig vor; die Zahnreihen sind schräg gegen einander gerichtet; der 
Körper ist fast überall lang behaart; alle vier Gliedmaßen haben Hände; die einfach 
gekrümmte Wirbelsäule und der Mangel der Füße gestatten keinen aufrechten Gang. 
Bor allem aber erheben den Menschen über die Affen seine geistigen Anlagen 
und Fähigkeiten, seine Sprache und seine unsterbliche Seele. Nur der Mensch ist 
ein selbstbewußtes, sittliches Wesen und besitzt Religion, die selbst den rohesten Völkern 
nicht fehlt. Der Mensch ist also das vornehmste Geschöpf Gottes. 
Aufgaben. 1. vergleiche Gorilla und Grang-Utang! 2. Ivodurch unterscheidet 
sich der Affe vom Menschen?
	        
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