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liche Leibeserben das Nurfürstentum und die Lande der Mark Brandenburg
haben soll.
Wir ordnen, meinen und setzen auch, daß keiner unserer Söhne und Erben
von unseren Landen, Leuten, Schlössern, Städten oder ihrem Zubehör irgend
etwas vergeben oder versetzen oder verkaufen sollen. Albrecht.
Nurz: Brandenburg soll stets ungeteilt an den nächsten
männlichen Erben fallen.
Brandenburg wird evangelisch (1539).
Im Jahre 1539 ist vor allen anderen Städten zuerst in Spandau die reine
Lehre des Evangeliums gepredigt worden, Buch viele Leute aus Berlin sind
herzugekommen, um es zu hören, ver Bischof zu Brandenburg hat daselbst
am 1. November das erste evangelische Umt verordnet. Buch der Markgraf
von Brandenburg, Herr Joachim II., hat darauf das Sakrament in beiderlei
Gestalt empfangen, und am folgenden Tage der ehrsame Nat von Berlin und
Eölln nebst vielem Volk. —
Zn kurzer Zeit war ganz Brandenburg evangelisch, vie großen Nloster-
güter wurden, wie überall in den evangelischen Ländern, eingezogen und aus
diesen Einnahmen Hospitäler und Schulen erbaut.
Das Grüenslanü Preußen.
Un der Bernsteinküste zwischen Weichsel und Memel saß seit Urzeiten ein
Volk litauischen Stammes,- man hieß es die pruzzen oder prussen, welches Wort
dann in der deutschen Uussprache zu Preußen wurde. Zn vielen vingen
ähnelten die alten Preußen den Germanen: sie hatten einen schlanken, kraft¬
vollen Nörper, blaue Bugen, starken Haarwuchs; auch verehrten sie ihre Götter
in heiligen Hainen. Dagegen glichen sie den Slawen darin, daß auch bei ihnen
die Krau des Mannes Sklavin war. Eigentümlich war den Preußen ein mild¬
tätiger, menschenfreundlicher Sinn und gutmütige Heiterkeit. Sie trieben außer
Uckerbau und Viehzucht einige Gewerbe, an den Nüsten aber, besonders im
bernsteinreichen Samland, starken Handel.
vie Bekehrungsversuche (Bischof Udalbert von Prag, 997 ermordet)
waren fruchtlos, sie reizten die Preußen nur zu kriegerischen Einfällen in die
Nachbargebiete, in Masuren, Polen, Pommern, va riefen die Polen (Nonrad
von Masowien) den deutschen Orden um Hilfe an.
Der „Orden des deutschen Hauses unserer lieben Krauen zu
Zerusalem" (daher auch veutschherren oder Marienritter genannt) schickte
im Zahre 1230 eine Schar von Bittern unter dem Landmeister Hermann
Balk nach Preußen, damit dieser das Heidenland Preußen für den Orden er¬
obere.
vom Nulmerlande aus drangen die Ordensritter vor, besiegten einen Gau
nach dem anderen und sicherten jede neue Eroberung durch Bnsiedlung deutscher
Einwanderer in festen Städten und Burgen. Doch widerstanden die Preußen
mit solcher Busdauer und Tapferkeit, daß der blutige Nampf ein halbes Jahr¬
hundert währte.
va die Eroberung Jerusalems völlig aussichtslos war, verlegte der Hoch¬
meister des Ordens seinen Sitz nach Preußen und erwählte zu seiner Nesi-
denz das prachtvolle Schloß in Marienburg, von hier aus herrschte er mit
Weisheit und Nraft, beraten von den Gebietigern und Nomturen (Befehls¬
haber einer Burg). Unparteiisch waltete der Orden über allen, schützte jeden