Full text: Diesterwegs Realienbuch

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aus Zrüchten, wild oder Milch, doch waren ihnen auch berauschende Getränte, 
eine Art Bier aus Gerste und Met aus Honig, nicht unbekannt. Sie waren 
äußerst gastfrei, wohnten nicht in Städten beisammen, sondern jeder für sich in 
der freien Natur, wo ihm Wald oder Seid, (Quell oder Bach gefiel. Sie tonnten 
keine aufregenden Schauspiele wie die Nömer, nur ihre Waffenübungen, worin 
schon der Nnabe geübt wurde. Sie hielten die Zrauen hoch und das Zamilien- 
und Eheleben heilig und unterschieden sich darin wesentlich von Griechen 
und Römern. In ältester Zeit freilich war auch die germanische Auffassung 
von der Aufgabe des Weibes eine härtere. Oer neugeborene Nnabe wurde höher 
geachtet als das neugeborene Mädchen. Oie §rau stand dem Manne als eine 
treue Genossin in Glück und Unglück zur Seite,- sie besorgte daheim die ein¬ 
fache Held- und Hauswirtschaft, sie folgte ihm auch auf seinen kriegerischen 
Zügen, trug ihm Speise und Trank zu und feuerte durch ihren Zuspruch seinen 
Nampfmut an. 
Tacitus und Cäsar rühmen in ihren Schriften besonders auch die Stattlich¬ 
keil des Körperbaus: Ein hoher und muskelkräftiger wuchs, Stärke und Rüstig¬ 
keit der Glieder, feuriges Blau der Rügen, rötliches Blond der haare, eine franke, 
freie Haltung galten als eigentümliche Nennzeichen der germanischen Rasse, 
nicht minder wunden- und todverachtende Tapferkeit, ein bis zur Wut sich 
steigernder Nampfesmut, der den Römern unter dem Namen „furor teutonicus" 
(teutonische Wut, Schrecken) lange Zeit hindurch Angst einflößte. 
Oaß germanische Stattlichkeit auch von dem modischen Rom gewürdigt 
wurde, beweisen die versuche römischer Oamen, sich ein deutsches Aussehen 
zu geben durch blonde Perücken, deren haar aus Deutschland zugeführt wurde. 
So schön erschien der jugendliche Leib der Deutschen dem Südländer, daß auf 
Bildern den Boten des Herrn, den Engeln und heiligen, germanisches Aus- 
sehen verliehen wurde. 
Lei sehr mangelhafter Bewaffnung wußten sie durch die unwiderstehliche 
Gewalt ihres Anstürmens die römischen Legionen niederzuwerfen. Ihre Haupt¬ 
waffen waren Pfeile und Spieße, letztere, mit schmaler, kurzer Eisenspitze ver¬ 
sehen, zur wehr von nah und fern gleich geeignet. Nur mit dem leichten 
Nriegsmantel bekleidet, selten mit Panzer und Helm, gingen die gegen Zrost 
und Unwetter abgehärteten, dem Hunger und der Ermüdung trotzenden Männer 
in die Schlacht. Ihre hauptstärke bestand im Zußvolie, doch kannten und übten 
sie auch den Gebrauch der Reiterei. Ihre Schlachtordnung stellten sie in 
Neilrotten auf. Zlucht beschimpfte, und die Zurücklassung des Schildes im 
Nampfe machte geradezu ehrlos. Waffen waren des freien Mannes Nenn¬ 
zeichen, Schmuck und Stolz,- sie anzulegen, war keinem gestattet, bevor die Ge¬ 
meinde ihn wehrhaft erklärt hatte. Oie wehrhaftmachung der Jünglinge mit 
Schild und Speer geschah in voller Versammlung der Gemeinde, in welcher 
sie erst durch diese Zeier Sitz und Stimme erhielten. Den Oberbefehl im 
Nriege verlieh nicht die Geburt, sondern hervorragende Tapferkeit, wer den 
Anführer überlebend aus verlorener Schlacht zurückkehrte, war lebenslang ent¬ 
ehrt. Durch Verteilung der Beute, durch Geschenke von Rossen und Waffen, 
durch reichliche Bewirtung knüpfte der Häuptling sein kriegerisches Gefolge 
fester an sich. Die Mittel zu solchem Aufwands lieferten Nrieg und Raub, da¬ 
her oft die unersättliche Nriegslust der Anführer und Gefolgschaften. Außer 
dem Nriege wurde einzig und allein noch die Zagd als ein freien Männern 
würdiges Geschäft angesehen. Die Zeit, die sie nicht mit Zagd und Nrieg 
ausfüllten, verbrachten sie in träger Ruhe oder mit Zechgelagen, welche 
die beiden großen altgermanischen Laster, Trink- und Spielsucht, außerordentlich 
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