mit ihm machen mit ein paar Franken, um den Brummbär still zu machen.
Der aber nimmt mich wie die Katze eine Maus unter ben Arm und
wirft mich die Treppe hinunter, daß ich nicht gewußt habe, ob ich stiegen
gelernt oder noch gehen muß. Alle Knochen taten mir weh. Da wird
Alarm geschlagen, und wir müssen schnell sort. Ich war schon drei
Stunden weit weg. Da fällt mir ein, daß ich mein Geld bei dem
groben Mann habe liegen lassen, denken Sie, die ganze Kasse von sechzig¬
tausend Franken! Ich war ganz desperat; denn der General sagte, er
werde mich erschießen lassen, wenn ich das Geld nicht hätte. Da kommt
eine Ordonnanz und sagt, ein Mann sei da, der mich sprechen wolle.
Ich komme heraus, da steht der Bursche da von dem groben Deutschen
und — ich muß weinen, wenn ich daran denke — hat das ganze Geld,
kein Sou hat gefehlt, und bestellt einen Gruß von ihm, und er läßt
fragen, wie mir's geht, und mir gute Besserung wünschen!" „Das ist
sehr schön!" riefen sie wie aus einen: Mund; denn die Franzosen haben
einen feinen Sinn für Edelmut, „das ist ein braver Mann!" „Ja, es
ist sehr schade, daß ich seinen Namen nicht weiß. Ich habe ihm schon
schreiben wollen; denn er hat mir mein Leben gerettet!"
Der Leser mag sich's denken, wie es dem Registrator geworden
ist, bald warm, bald kalt; ja wahrhaftig, das war der Quartiermeister,
dem er auf deutsch expliziert hatte, was Ehrlichkeit sei.
Der Registrator stand auf; dem Neffen, der nichts von der Sache
wußte, ward's bang, aber der Onkel sagte ihm: „Nur zufrieden, du wirst
gleich was sehen." Und damit trat er hinein und stellte sich dem Quartier¬
meister gegenüber, faßte ihn ins Auge und sagte laut und ernst: „Herr
Quartiermeister, kennen Sie mich noch?" Die ganze Gesellschaft schaute
hin, der Angeredete aber blickte nur einen Augenblick ihn an, dann ries
er: „Mein Gott, er ist's, er ist's!" und stand auf und sprang an dem
großen Mann herauf und küßte ihn, daß der Registrator fast verlegen
wurde. „Er hat mir das Leben gerettet, meine Freunde!" Endlich
machte sich der Registrator los und sagte: „Das war nur meine Pflicht.
Aber, um Vergebung, spüren Sie noch etwas von dem Fall an Ihrem
Körper?" „Nein, nein," sagte der Franzose, „aber ich habe die gute
Lehre nicht vergessen, Gott sei Dank, und bin jetzt ein ehrlicher Mann
geworden." Aber nun drang er in ihn, bei ihm zu bleiben in seinem
Haufe, brachte ihn seiner Frau und seinen Kindern und sagte: „Küßt
dem Herrn die Hand, das ist mein Retter!" Er ließ sich's nicht
nehmen, ihn überall hinzuführen. Arm in Arm ging der kurze, dicke
Quartiermeister mit dem stämmigen Registrator durch die Straßen von
Paris, und die zwei radebrechten ein Deutsch und Französisch miteinander,
daß es einen Stein hätte erbarmen mögen. Er hielt ihn ganz frei die
drei Wochen seines Aufenthalts und nahm rührenden Abschied von ihm,
als er heimkehrte.