Full text: Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe

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dem Brandenburger Tore endet. Die längste Straße ist die Friedrich- 
straße; sie ist über eine halbe Stunde lang. Die wichtigsten Gebäude sind 
das Königliche Schloß, der Dom, das Zeughaus und das neue Reichstags- 
gebände, die bekanntesten Denkmäler das des Großen Kurfürsten, des 
Großen Königs und des Großen Kaisers. In dem Tiergarten befindet 
sich außer der Siegessäule die Siegesallee mit den Standbildern aller 
brandenburgischen und preußischen Herrscher. Unmittelbar an Berlin stößt 
Charlottenburg; hier ruht im Mausoleum Kaiser Wilhelm I. neben 
seinen Eltern. 
3. Die Umgebung Berlins ist meist sandig und öde, nur die Ufer 
der Havel sind von schönbewaldeten Bergen eingefaßt. An der Havel 
liegt westlich von Berlin die Festung Spandau und südlich davon 
Potsdam, umgeben von Seen und Wäldern. Hier wohnte Friedrich 
der Große in seinem Schlosse Sanssouci (ßangßußi); hier ruht Kaiser 
Friedrich nebst seiner Gemahlin in der Friedenskirche; hier residiert zeit¬ 
weilig auch Kaiser Wilhelm II. im Neuen Palais. Westlich von Potsdam 
liegt Brandenburg an der Havel, die alte Hauptstadt der Mark. 
4. Das Oderland nimmt den Osten der Provinz ein. Der Hauptort 
ist hier Frankfurt a. d. O. Nördlich davon liegt die Festung Kü st rin, 
welche Berlin von Osten her schützen soll. In der Nähe liegen Zorn¬ 
dorf und Kunersdorf, im Nordwesten der Provinz Fehrbellin. 
5. Die Niederlansitz bildet den südlichen Teil von Brandenburg. 
Hier befindet sich ein Gebiet mit lebhafter Webe-Industrie; die Hauptorte 
desselben sind Kottvus und Luckenwalde. Zwischen Liibben und 
Kottbus breitet sich der merkwürdige Spreewald aus, ein Sumpfland, 
das von unzähligen Armen der Spree durchflossen wird. Die Wohnungen 
der Menschen liegen auf den Anhöhen, die durch Abzugsgräben trocken¬ 
gelegt sind; die Flußarnie dienen als Straßen, der Kahn vertritt den 
Wagen. Im Kahne fährt man zur Kirche und zur Schule, im Kahne 
holt der Bauer sein Getreide, im Kahne bringt der Briefbote den Brief, im 
Kahne fährt man auch die Leichen zum Kirchhofe. — Die Bewohner des 
Spreewaldes sind Wenden, ein Zweig des slawischen Stammes, der seine 
Sprache und Sitte bis jetzt bewahrt hat, im übrigen aber gut deutsch 
gesinnt ist. 
13. Wolen. 
Posen wird von den Provinzen Schlesien, Brandenburg und Preußen 
eingeschlossen; im Osten grenzt es aü Rußland. Es liegt zwischen der 
Oder und der Weichsel und wird von der Warthe durchflossen, welche auf 
ihrem rechten Ufer die Netze aufnimmt. Früher war es ein Teil von dem 
Königreich Polen; daher ist es noch jetzt zum größten Teil von Polen be¬ 
wohnt, nur im Westen überwiegen die Deutschen. Die Preußische Re¬ 
gierung bemüht sich eifrig, deutsche Einwanderer aus dem Westen als 
Bauern dort anzusiedeln, um die Zahl der Deutschen zu vermehren. Auch 
aus unserm Lande sind zahlreiche Familien dorthin gezogen. Groß ist in 
Posen die Zahl der Juden, welche vielfach den Handel beherrschen. Die 
polnischen Könige hatten für die Entwicklung des Landes nichts getan; 
unter der preußischen Herrschaft aber sind viele Sumpfgebiete entwässert 
und in fruchtbares Ackerland umgewandelt. Friedrich der Große schon 
machte das Netzebruch urbar durch den Brvmberger Kanal, der die Netze
	        
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