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Auf Elba wird Eisen, auf Sizilien Schwefel gewonnen. Reich ist Italien
an Bau- und Werksteinen, besonders dem kostbaren Marmor, der in Karrara,
südöstlich von Genua, gebrochen wird.
Obwohl Italien vorwiegend Ackerbauland ist, hat es doch eine dichte
Bevölkerung, 110 Menschen kommen aus 1 qkm. Das ist zum Teil in dem
Charakter des Volkes begründet. Der Italiener ist in hohem Maße genügsam.
Er kann sich wochenlang nur von Reis ernähren. Er ist aber auch begabt
und geschickt, und in Kunst und Wissenschaft haben die Italiener früher
Großes geleistet. Auch jetzt beginnt sich das Land bedeutend zu heben.
Der Handel erblüht von neuem; die Alpen trennen Italien nicht mehr
vom Rumpfe Europas, seitdem vier große Schienenwege über sie hinweg
führen. Die Handelsflotte Italiens gehört zu den größten unseres Erd¬
teils. Am Roten Meere besitzt es auch eine Kolonie, Erythräa, welche
aber keine große Bedeutung hat.
15. I>ie Makkan-Katörnset (490 000 qkm, 15 Mill. E.).
1. Lage. Die Balkanhalbinsel bildet den südöstlichsten Teil Europas
und das Übergangsland nach Asien. Im Norden ist sie sehr breit; weiter
im Süden verschmälert sie sich aus ein Drittel und bildet die schmale
griechische Halbinsel, um sich zuletzt in viele kleine Halbinseln und Inseln
aufzulösen. Die Nordgrenze bildet die Donau und die Save, die Ost¬
grenze das Schwarze Meer. Aus diesem fiihrt die Straße von Konstantinopel
oder der Bosporus in das Marmara-Meer und aus diesem die Straße
der Dardanellen in das Ägäische Meer. Im Westen trennt das Jonische
und das Adriatische Meer die Halbinsel von Italien.
2. Bodengestalt und Flüsse. Das Innere der Halbinsel wird von
mächtigen Gebirgen durchzogen. Die westlichen Gebirge sind Fortsetzungen
der Alpen. Sie bestehen aus mehreren Längs- und Querketten und um¬
schließen viele Hochebenen und Täler. Hier liegt der höchste Berg der
Halbinsel, der 3000 m hohe Olymp, der Götterberg der alten Griechen.
Im Süden setzen sich die Gebirgszüge auf den griechischen Inseln nach
Kleinasien hin fort. Die östlichen Gebirge schließen sich an die Karpathen
an. Der Hauptzug verläuft von Westen nach Osten und heißt der Balkan.
Er erhebt sich im Süden wie eine Mauer und ist schwer zu überschreiten;
der wichtigste Paß ist der Schipka-Paß. Von der Mitte der Halbinsel
zieht das Rhodope-Gebirge nach Südosten und bildet die Scheide zwischen
den beiden größeren Tiefländern der Halbinsel; im Osten liegt Ost-
rumelien und Thrazien, von der Maritza durchflossen, im Westen Maze¬
donien. Hier streckt sich eine dreizipslige Halbinsel vor mit dem Berge
Athos auf dem östlichen Zipfel.
3. Klima und Erzeugnisse. Obwohl die Halbinsel in der Breite
von Italien liegt, so hat sie doch ein weit rauheres Klima als jenes.
Nur die südlichen Küstenlandschaften haben das eigentliche Mittelmeerklima
wie Italien; im Innern, besonders in den Gebirgen, herrscht das mittel¬
europäische Klima wie bei uns. Hier gibt es strenge Winter und sommer¬
grüne Laubbäume. Große Eichenwälder bedecken die Berge und liefern
in ihren Früchten großen Schweineherden Futter. In den .Tälern ge¬
deihen vorzüglich die Pflaumen, die in ganzen Hainen angepflanzt werden,
dlber auch Getreide gedeiht, und das fruchtbare Land könnte bedeutende
Mengen davon erzeugen, wenn der Ackerbau sorgfältiger betrieben würde.