Full text: Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe

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II. Der Schall. 
1. Entstehung des Schalles. Wenn man eine Geigensaite niit dem 
Bogen streicht, so wird sie in Schwingungen versetzt und erzeugt einen 
Ton. den wir durch das Gehör wahrnehmen. Der Torr entsteht also durch 
die Schwingungen der Saite. So entsteht jeder Schall durch Schwingungen 
von festen, flüssigen oder luftförmigen Körpern. Bei einer tönenden Saite, 
Stimmgabel oder Glocke kann man die Schwingungen sehen und fühlen; 
meistens aber sind die Schwingungen mit dein Auge nicht wahrnehmbar. 
Ein Knall ist eine einmalige heftige Erschütterung der Lust. Geräusch 
oder Lärm entsteht durch eine Menge verschiedener Schallschwingungen. 
Ein Ton entsteht durch gleichmäßige Schwingungen. 
2. Fortpflanzung des Schalles. Die Schwingungen eines tönenden 
Körpers teilen sich der umgebenden Lust mit und versetzen dieselbe eben¬ 
falls in Schwingung. Die Luftschwingungen pflanzen sich nach allen 
Seiten hin fort, wie die Wellen des Wassers aus seiner Oberfläche. Man 
nennt die Lustschwingungen daher auch Luftwellen oder Schallwellen. Je 
trockner und dichter die Lust ist, desto besser leitet sie den Schall fort. 
Aber auch durch feste und flüssige Körper wird der Schall fortgepflanzt. 
Legt man eine Taschenuhr auf einen langen Tisch, so hört man das Ticken 
derselben, wenn man das Ohr aus die Platte legt, auch da, wo man es 
in der Lust nicht mehr hört. Im Freien kann man den Hufschlag weit 
entfernter Pferde wahrnehmen, wenn man das Ohr auf den Boden legt. 
Fische kommen auf ein Glockenzeichen ans Ufer zur Fütterung, und Taucher 
vernehmen im Wasser die Stimmen der Menschen. 
3» Geschwindigkeit des Schalles. Wenn in weiterer Entfernung 
von uns ein Schuß abgefeuert wird, so hören wir den Knall desselben 
viel später, als wir den Rauch sehen. Der Schall gebraucht also mehr 
Zeit, um bis zu uns zu gelangen als das Licht. Der Schall pflanzt sich 
in einer Sekunde etwa 333 in weit fort, während das Licht in derselben 
Zeit 300000 km zurücklegt. Bei kleineren Entfernungen können wir sagen, 
daß wir den Lichtstrahl zu derselben Zeit sehen, in der er ausgeht. Liegt 
nun zwischen dem Sehen des Rauches und dem Hören des Knalles eine 
Zeit von 3 Sekunden, so ist der Schuß 1 km weit von uns abgefeuert. 
Aus der Zeit, welche zwischen Blitz und Donner verstreicht, kann man 
daher die Entfernung des Gewitters berechnen. 
4. Leitung des Schalles. Man kann die Schallwellen durch Rohre 
in eine bestimmte Richtung oder an bestimmte Orte leiten. In Gasthäusern 
findet man Schallrohre, welche von den Gastzimmern in die Küche geleitet 
und an den Enden mit Mundstücken versehen sind. Durch sie hindurch 
kann man sich leicht Mitteilungen zurufen, da das Rohr die Schallwellen 
zusammenhält und fortleitet. Seefahrer unterhalten sich im Vorüberfahren 
miteinander von Schiff zu Schiff durch das Sprachrohr. Dieses ist etwa 
2 m lang, am vorderen Ende mit einem Mundstück, am andern mit einer 
trichterförmigen Öffnung versehen. Es gibt den hineingesprochenen Schall¬ 
wellen eine bestünmte Richtung, die sie weiterhin beibehalten. Das Hör¬ 
rohr besteht aus einer Röhre mit einer trichterförmigen Öffnung, in die 
gesprochen wird. Es wird besonders von Schwerhörigen zum Auffangen 
der Schallwellen benutzt. 
5. Zurückweisung des Schalles. Rust man gegen eine etwas ent¬
	        
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