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z. V. Zinsbauern, Hörige, Grundholde, Kolone. Die Unfreiheit der Bauern
hatte verschiedene Ursachen. Nicht alle Kinder der freien Bauern konnten
eine Hufe erben. Diese sahen es dann gern, wenn ihnen ein reicher Wald¬
besitzer gestattete, ein Stück des Waldes auszuroden und zu bebauen.
Dafür wurden sie von dem Herrn des Waldes abhängig und mußten ihm
zu bestimmten Zeiten Teile ihrer Ernte oder andere Güter abgeben. Andere
begaben sich freiwillig in Abhängigkeit von einem Herrn, um in unruhigen
Zeiten seinen Schutz und in Rechtssachen seine Hülfe zu gewinnen. —
Nicht selten kam es auch vor, daß Leute, die um das Heil ihrer Seele be¬
kümmert waren, ihr Eigentum einem Kloster oder einer Kirche übergaben.
Wohl erhielten sie es dann meist zurück, oft sogar vergrößert; doch
blieben sie ihrer Freiheit verlustig. Auch aus den früheren Sklaven wurden
unter dem Einfluß des Christentrinis gewöhnlich Grundholde. — Alle Höfe,
die von einem Herrn abhängig waren, bildeten zusammen eine Grund¬
herrschaft; sie war oft über ein weites Gebiet zerstreut. Der Herr selber
wurde Grundherr genannt. Über die von ihm abhängigen Leute in einem
Dorfe setzte er gewöhnlich einen Meier, der für ihn die Abgaben zu er¬
heben hatte. Dieser erhielt einen Meierhof als Lehen, mußte aber einen
Teil des Ertrags an den Grundherrn abliefern.
7. Folgen der Abhängigkeit. Wenn auch die Abhängigkeit manche
Vorteile für den Bauern hatte, so blieben doch auch schädliche Folgen nicht
aus. — Die unfreien Bauern kamen unter die Gerichtsbarkeit der Grund¬
herren , und wenn diese ungerecht und hart waren, so fanden sie häufig
ihr Recht nicht. Oft mußten sie einen bedeutenden Teil ihrer Ernte an
den Grundherrn oder seinen Meier abliefern und eine beträchtliche Zeit
auf den Herrengütern arbeiten. Zu allen wichtigen Verträgen, zur Ver¬
heiratung, zum Umzuge an einen andern Ort bedurften sie der Genehmigung
des Grundherrn.
2. Iie Zeit der Sakier (1024—1125).
a. Heinrich IV. (1056—1106).
1. Vorgänger. Nach dem Aussterben des sächsischen Königshauses
wählten die deutschen Fürsten den Salier Konrad II. zum Könige, dessen
Heimat die Gegend von Worms war. Konrad II. und sein Sohn Hein¬
rich III. waren kräftige Herrscher, und Macht und Größe des Deutschen
Reiches kam unter ihnen zur höchsten Blüte. Auch auf die Kirche, in die
schlimme Mißstände eingedrungen waren, übte Heinrich III. einen heilsamen
Einfluß aus. Einige Päpste und viele andere Geistliche führten ein un¬
würdiges Leben. Die Mönche des französischen Klosters Cluny suchten
darum eine Reformation der Kirche herbeizuführen und alle unwürdigen
Geistlichen zu beseitigen. In diesem Bestreben wurden sie von dem Kaiser
unterstützt; wiederholt setzte er unwürdige Päpste ab und bessere ein. Jene
Mönche erstrebten aber zugleich auch eine Befreiung der Kirche von der
Macht der weltlichen Fürsten, und zwar, wie sich bald zeigen sollte, nicht
ohne Erfolg. — Heinrich III. starb in der Blüte seiner Jahre, und hinter¬
ließ das Reich seinem Sohne Heinrich IV.
2. Heinrichs IV. Jugend. Der neue König war bei dem Tode des
Vaters erst 6 Jahre alt. Anfangs leitete seine Mutter die Erziehung des
Sohnes und die Regierung des Reiches. Der König wurde aber seiner
Mutter durch List entrissen und kam nacheinander in die Hände des Erz¬