Full text: Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte

32 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. 
lich die starken Eiben- und Kreuzdornbäume, eine wahre Freude für 
kundige Augen. Das Rohr, das im alten Schloßgraben seine grünen 
Fahnen schwenkt, die grauen Mauern, die alten, knorrigen Bäume bringen 
zusammen eine poetische Wirkung hervor, der sich wohl niemand ent¬ 
ziehen kann. 
2. Hübsche Gegensätze zwischen alt und neu bietet der Spaziergang 
um die Wälle. Nach der innern Stadt zu die alten, stillen Häuser 
mit ihren Schiebefenstern, nach der äußern Stadt die fröhlichen, hellen 
Land- und Einfamilienhäuser. Oben auf der Vitischanze, in Bäumen 
versteckt, liegt eine allerliebste Wirtschaft mit großem Garten. Von hier 
oben aus hat man einen prächtigen Blick auf die Gärten, auf das stolze 
neue Kloster „Zur ewigen Anbetung", auf die gelbgrauen Steinbrüche, 
die aus dem Dunkelgrün des Piesberges hervorsehen, auf die mit ur¬ 
altem Epheu überrankten Mauern, auf den alten Pernikelturm, auf des 
Gaswerks dunkle Masfe. Um diesen reizenden Erholungsplatz muß 
man Osnabrück beneiden. 
Die Besichtigung der Kunst- und Altertumsschätze des Domes nimmt 
allein geraume Zeit in Anspruch. Beim Heraustreten aus dem Haupt¬ 
portal wird man gefesselt von der St. Marienkirche, einem der schönsten 
deutschen Gotteshäuser, einem Gedicht in Stein, einem herrlichen Denk¬ 
mal der Gotik. 
Wohin man auf dem Marktplatze die Augen wendet, bleibt der 
Blick hängen. Hier fesselt das Möserhaus, dort der alte Treppengiebel 
des Leihhauses, da das Stüwe-Denkmal und vor allem der trotzige 
Block des Rathauses. Es ist nicht zierlich und reich, wie das Rathaus 
zu Münster, aber kräftig trotz seiner schlichten Grundform, die durch 
Türmchen und Statuen etwas belebt wird. Nicht das Äußere ist es, 
was dieses Haus uns wert macht, sondern das Innere. So sehens¬ 
wert auch im Vestibül die alten Holzschnitzereien sind und die herrliche 
uralte eiserne Thür, drängt es uns doch nach links, nach den schweren 
Thüren, die der Ratswachtmeister erschließt. Denn hier ist der Friedens¬ 
saal, in dem nach dreißigjähriger Schlächterei Deutschland den Frieden 
erhielt. 
Mag man die Stadt verlassen, aus welchem Thore man will, 
nach allen Seiten bietet sich ein großer Schatz landschaftlicher Schön¬ 
heiten. Osnabrück liegt, wie Hannover, auf der Grenze zweier Boden¬ 
gebiete; im Osten ziehen sich waldige Berge mit grauen Felsen und 
ein freundliches Hügelland hin; westlich herrscht die Heide mit ihren 
entlegenen Gehöften. Heute winkt der Piesberg, morgen Kloster Rulle 
und die Wittekindsburg, dann die Lüstringer Höhe, Osterkappeln mit 
dem Süntelstein und anderen Hünengräbern; von der Dietrichsburg 
bietet sich Aussicht auf das Hasethal, auf Burg Ravensberg und den 
„Hermann", das reizend gelegene Iburg mit seinen schönen Bergen 
ist allein einen Besuch wert und nicht minder das hübsch gelegene 
Städtchen Tecklenburg mit den Ruinen der alten Feste. 
Nach Hermann Löns in der Zeitschrift „Niedersachsen", 5. Jahrdang, aus „Bilder 
zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhagen u. Klasrng).
	        
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