Metadata: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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muntern und belohnen — und besonders das verborgene und bescheidene 
ans Licht ziehen. 
Den Pflichten des Dienstes will ich mit größter Pünktlichkeit nach— 
kommen und meine Untergebenen zwar mit Ernst zu ihrer Schuldigkeit 
anhalten, aber ihnen auch mit freundlicher Güte begegnen. 
Ich will unablässig an der Verbesserung meines Herzens und Lebens 
arbeiten Jeden Tag will ich mit dem Andenken an Gott und meine 
Pflichten beginnen und jeden Abend mich über die Anwendung des ver— 
flossenen Tages sorgfältig prüfen. 
Verderbte Menschen und Schmeichler will ich entschlossen von mir 
weisen. Die Besten, die Geradesten, die Aufrichtigsten sollen mir die liebsten 
sein. Die will ich für meine wahren Freunde halten, die mir die Wahrheit 
sagen, wo sie mir mißfallen könnte. 
Jeder Versuchung zum Bösen will ich kräftigen Widerstand leisten und 
Gott bitten, daß er mich stärke. — 
Gewiß, ganz fürstliche Grundsätze, die treu erfüllt worden sind — 
In dem Feldzuge von 1815 griff er nicht thätig ein; die Schlacht von 
Waterloo war bereits vorüber, während er noch auf dem Marsche nach 
Paris war. Dort erkrankte er heftig, überwand aber die Krankheit so 
glücklich, daß er seitdem sich der festesten Gesundheit erfreute und alle 
folgenden Anstrengungen und Strapazen in seinem thatenreichen, vielbewegten 
Leben ohne Nachteil ertrug. 
Die ersten Friedensjahre widmete Prinz Wilhelm dem militärischen 
Dienste und den höheren wissenschaftlichen Studien, auch machte er wieder— 
holt Reisen nach Italien, Rußland und Osterreich. Nachdem er nach dem 
Pariser Einzug Major, am 30. März 1817 Oberst, am 6. Juni 1817 
erster Kommandeur des siebenten Infanterie-Regiments geworden war, 
wurde er an seinem Geburtstage 1825 Generalleutnant. 
Am 19. Oktober 1827 verlobte er sich mit der damals siebzehnjährigen 
Prinzessin Augusta aus dem Großherzoglich Sachsen-Weimarschen Hause. 
Damals schrieb der alte Freiherr von Gagern vom Weimarschen Hofe aus 
an Stein: Prinz Wilhelm ist die edelste Gestalt, die man sehen kann, 
der Imposanteste von allen, dabei schlicht und ritterlich, munter und galant, 
doch immer mit Würde. 
Am 11. Februar 1829 erfolgte die offizielle Verlobung, am . Juni 
traf das Brautpaar in Potsdam ein; am 10. hielt die Prinzessin den 
herkömmlichen, feierlichen Einzug in Berlin, und gegen Abend fand in 
d alten Kapelle des Schlosses die Trauung statt, die der Bischof Eylert 
vollzog. 
Eine Reihe von stillen Jahren der Arbeit und des Studiums folgten, 
Reisen, Truppenübungen, Manöber waren die Unterbrechungen in derselben 
In den dreißiger Jahren baute sich der Prinz in der Nähe von Potsdam 
sein liebliches Schlößchen Babelsberg; zu derselben Zeit ließ ihm sein 
Vater das jetzige Palais unter den Linden in Berlin bauen. Am 
18. Oktober 1831 wurde ihm im „Neuen Palais“ zu Potsdam ein Sohn, 
Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl, und am 3. Dezember 1838 eine 
Tochter, Luise Marie Elisabeth, die jetzige Großherzogin von Baden, geboren. — 
Mit der Thronbesteigung seines Bruders, Friedrich Wilhelms IV, 
erhielt der Prinz die Statthalterschaft von Pommern und den Titel eines
	        
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