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\2% Geschichte. I
hohe Schutzzölle. Die schlesische Leinweberei wurde sehr begünstigt und
nahm einen großen Aufschwung. Da es verboten war, rohe wolle aus¬
zuführen, so mußte diese im Snlande verarbeitet werden. So hoben sich
die Tuchwebereien. Auch entstand eine Porzellanfabrik, durch deren
Erzeugnisse das damals übliche Zinngerät allmählich verdrängt wurde.
o) Handel. Auch für den Handel wurde manches getan. Drei
große Wasserstraßen entstanden zu seiner Zeit: der plauesche Kanal
zwischen Havel und Elbe, der Finowkanal zwischen Oder und Havel
und der Bromberger Kanal zwischen Netze und Brahe. Zur Hebung
der Seeschiffahrt ließ Friedrich die Swine schiffbar machen; an ihrer
Mündung entstand die Stadt Swinemünde.
ä) Rechtspflege. Zu jener Zeit lag die Rechtspflege noch sehr
im argen. Sie wurde vielfach gar nicht von rechtskundigen Leuten
ausgeübt; die Prozesse zogen sich sehr in die Länge und kosteten viel
Geld; in der Regel verlor der Arme, und der Reiche gewann. Friedrich
sorgte nun dafür, daß das Recht von wirklichen Richtern gesprochen
wurde; er muß daher als der Schöpfer des preußischen Richterstandes
bezeichnet werden. Den Richtern schärfte er strenge Unparteilichkeit ein;
„denn ein Zustizkollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher
und schlimmer als eine Diebesbande", wie tief sich dem Volke seine
strenge Gerechtigkeitsliebe einprägte, geht aus der Sage vom Müller
ooil Sanssouci hervor, der dem König die Worte zurief: „wenn nur
das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Friedrich ließ ein neues Gesetz¬
buch in deutscher Sprache ausarbeiten, das „Allgemeine preußische
Land recht", das erst unter seinem Nachfolger in Kraft trat und bis
zum Zahre fs)00 gegolten hat.
5. Sorge für das geistige Wohl der Bewohner. Der
größte Teil der Staatseinnahmen wurde für das Heer verwandt, so
daß dem König nur geringe Mittel für Volksbildung, Kunst und
Wissenschaft übrig blieben. Gleichwohl geschah auch hier manches.
Sogleich nach dem Hubertsburger Frieden gab er eine neue Schul¬
ordnung heraus. Leider fehlte es aber an geeigneten Lehrern; daher
wurden Handwerker und abgedankte Unteroffiziere in der Volksschule
beschäftigt; doch entstanden zu seiner Zeit einige Lehrerseminare. Buch
für die höheren Schulen sorgte Friedrich. 3n Berlin ließ er das Opern¬
haus und die Königliche Bibliothek aufführen, in Potsdam das Lustschloß
Sanssouci und das Neue Palais. Das letztere Gebäude entstand bald
nach dem Siebenjährigen Kriege und sollte aller Welt zeigen, daß der
preußische König noch Geld habe. — —
3n den letzten Zähren war es um Friedrich sehr einsam geworden.
Trotz mancher Leiden arbeitete er unausgesetzt für das Wohl seines
Volkes, denn er sagte: „Die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen;
sie gehört nicht mir, sondern dein Staate." Um \7. August s 786 ent-