Die Zeit Friedrich des Großen.
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Nicht einmal ben Türken gegenüber hatte Karl VI. bic Erober¬
ungen seines großen Fdbherrn (§ 205) behaupten können.
Nach Eugen's glorreichem Siege bei Peterwarbein (1716), ber
Eroberung Belgrabs (1717), bem günstigen Frieben von Pafsa-
rowitz (1718) hatte Oesterreich in bem unglücklichen Kriege von
1737—1 739, im Bunbe mit Rußlanb, auf alle Eroberungen
mit Ausnahme bes Banates verzichtet, Donau uub Sau waren
bie Grenzen Ungarns geworben (Friebe zu Belgrab, 1 7 39).
Mit Frankreich bestanb noch immer bas alte feinbselige Ver¬
hältniß; gegen Opfer hatte bafselbe bie pragmatische Sanction
anerkannt, aber es war jeben Augenblick bereit, bem Habsbur¬
gischen Hause Verlegenheiten zu schaffen. So waren bic Ver¬
hältnisse , unter bemn Maria Theresia ben österreichischen
TKron bestieg, schwieriger Art. Aber sie war eine Frau von
festem, fast männlichem Willen, bie in bem Vollbewußtsein ihrer
Regentenpflichten bic Zügel ergriff unb nicht einmal ihrem Ge-
mabl Franz Stepban von Toscana (§211) Einfluß auf
bie Regierung gestattete.
§ 214. Fast gleichzeitig mit Maria Theresia's Antritt in
Oesterreich war Friebrich II. (1740—1 786), am 31. Mai
1740, iu Preußen gefolgt. Am 24. Januar 17 12 geboren,
hatte er nach ben bitteren Erfahrungen einer unglücklichen Jngenb
(Zwiespalt zwischen Vater unb Sobn; Fluchtversuch, 17 30;
Hinrichtung seines Freunbes von Katte; Haft unb Thätigkeit an
ber neumärkischen Kammer in Küstrin; Vermählung, gegen seine
Neigung, mit Elisabetb von Braunschweig-Bevern) währenb
seines Aufenthaltes in Rheinsberg (1736—40) neben feinen
geistreichen Lieblingsbeschäftigungen im Umgang mit ben berühm¬
testen Männern ben ernsten Vorbereitungen auf feinen Herrfcher-
beruf sich gewibmet, fo baß selbst ber gestrenge Vater auf bem
Tobtcnbctte Gott für bie Gnabe bankte, baß er ihm einen so
würbigen Sohn gegeben. Kaum hatte Friebrich in Rheinsberg
ben Tob bes Kaisers erfahren, als er nach eingehenben Bera¬
thungen mit bem Felbmarschall Grasen Schwerin unb bem
Eabinetsminister v. Pobewils sich nach Berlin unb an bie Aus¬
führung ber großen Pläne begab, bie ihn schon langer beschäftigt